Mordanschlag auf Aussiedler geklärt

■ Zwei Personen nach gezielten Schüssen auf Aussiedler in Detmold in Haft / Zwei Tote bei Brand in einer Asylunterkunft in Baden-Württemberg / Vermutlich kein Anschlag als Ursache

Detmold/Bietigheim (dpa/taz) Der Anschlag auf zwei Aussiedlerwohnungen im lippischen Detmold ist aufgeklärt. Ein Haftrichter erließ am Samstag abend gegen zwei 36- und 37jährige Männer Haftbefehl wegen versuchten Mordes. Ein als Mittäter verdächtiger 31jähriger blieb auf freiem Fuß. Die beiden Inhaftierten hatten im Verlauf des Samstags Teilgeständnisse abgelegt.

In der Silvesternacht hatten die Männer zunächst ungezielt, später gezielt auf die erleuchteten Fenster der Wohnzimmer geschossen, in denen 20 AussiedlerInnen Neujahr feierten. Nur weil niemand stand, gab es keine Verletzten oder Toten. Die Kugeln pfiffen eineinhalb Meter über die Köpfe der Feiernden hinweg. Das Motiv, so die Polizei, sei Fremdenhaß.

Kriminaltechnische Untersuchungen der Projektile und Flugbahnen hatten ergeben, daß die Schüsse nur aus einer ganz bestimmten Wohnung hatten abgegeben werden können, die 120 Meter Luftlinie vom Tatort entfernt liegt.

Brand in Bietigheim fordert zwei Todesopfer

Ein Sondereinsatzkommando der Bielefelder Polizei stürmte die Wohnung am Neujahrsabend und nahm fünf Männer fest, von denen zwei nicht an der Schießerei beteiligt gewesen sein sollen und wieder freigelassen wurden. In einer Nachbarwohnung wurde die Tatwaffe gefunden.

Der Brand eines Asylbewerberheims in Bietigheim bei Stuttgart, bei dem am Neujahrstag eine Frau und ein Mann ums Leben gekommen und ein weiterer Mann lebensgefährlich verletzt worden waren, wurde nach Informationen der Deutschen Presseagentur vermutlich von einem 19jährigen Flüchtling aus dem Heim selbst verursacht.

Die zuständige Ludwigsburger Polizei bestätigte die dpa-Informationen gestern nachmittag jedoch noch nicht. Die Ermittlungen, so ein Sprecher, hätten aber ergeben, daß der Brandherd eindeutig im Inneren der Baracke lag; zunächst sei ein Bett in Flammen aufgegangen. Brandstiftung aus politischen Motiven und einen technischen Defekt könne die Polizei folglich ausschließen.

Laut dpa soll der 19jährige gestern dem Haftrichter vorgeführt worden sein. Die Staatsanwaltschaft ermittele wegen fahrlässiger oder vorsätzlicher Brandstiftung. Die beiden Toten waren in der Holzbaracke, dem ehemaligen Paketpostamt von Bietigheim, zu Besuch gewesen.

Die Bietigheimer Bevölkerung hatte nach dem Brand den Opfern ihre Anteilnahme mit einer kleinen Mahnwache und Kerzen bekundet. Nachdem der Bau, der 40 AsylbewerberInnen als Unterkunft diente, abgebrannt war, quartierte die Stadtverwaltung die Flüchtlinge aus Rumänien, Albanien, Vietnam und afrikanischen Ländern in das massiv gebaute Vorderhaus der ehemaligen Post um. bm