Alte Kolonialherren sichern sich neue Goldminen

■ Papua-Neuguinea will nicht länger die Gewinne australischen Firmen überlassen

Sydney (IPS) – Die Regierung von Papua-Neuguinea will nicht länger die Bergbauindustrie australischen Unternehmern überlassen. Der kleine nördliche Nachbarstaat Australiens ist heute an Joint-ventures in diesem Bereich nur zu zehn Prozent beteiligt. Weil die Bergbauwirtschaft einen ungeheuren Aufschwung erlebt, fordert die Regierung nun eine „angemessene“ Gewinnbeteiligung an den Gewinnen, die mit den Bodenschätzen Papua-Neuguineas erzielt werden.

Bis 1994, so eine Studie des „Australischen Entwicklungshilfe- Büros“, wird PNG zu den sechs größten Goldproduzenten der Welt zählen. Allein 1991 legte die Bergbau-Industrie des Landes um 60 Prozent zu.

Sollten die australischen Bergbaukonzerne nicht bereit sein, papua-Neuguinea an den Gewinnen besser zu beteiligen, drohte Premierminister Paias Wingti damit, willigere Investoren ins Land zu holen und dadurch die Monopolstellung Australiens zu gefährden. Wingti will für den Bergbau 30 Prozent und bei der Petroleumförderung 22,5 Prozent durchsetzen. Der Bergbau- und Petroleumsektor sichert fast 80 Prozent der Staatseinnahmen.

Konkretes Streitobjekt ist die lukrative Porgera-Goldmine. Schon im ersten Betriebsjahr 1991 wurden dort eine Million Goldunzen gefördert. 1994 wird sie gleich hinter den südafrikanischen Minen weltweit die größte sein. Teilhaber mit jeweils 30 Prozent sind die australischen Unternehmen Placer Pacific, Highlands Gold und Renison Consolidates Goldfields.

Die Regierung Papua-Neuguineas wirft insbesondere Placer Pacific vor, sie nicht über den tatsächlichen Umfang der Goldreserven aufgeklärt zu haben. Die Ausgangssituation für den 1989 abgeschlossenen Vertrag sei deshalb inzwischen hinfällig, argumentiert der papua-neuguineische Minen- und Petroleum-Minister Masket Iangalio.

Das australische Unternehmen jedoch verwahrt sich gegen den Vorwurf und behauptet, daß die Steigerung der Förderkapazität vor allem auf der effektiven Schürftechnik begründet sei. Schon vor den Auseinandersetzungen um das Porgera-Projekt gab es einen Rechtsstreit um die Mount-Kare-Goldmine zwischen der mit 51 Prozent beteiligten australischen Firma CRA-Minerals und papua-neuguineischen Landeigentümern, die von rivalisierenden australischen Unternehmen unterstützt wurden. Im November hatte Iangalio der CRA Minerals den Versuch unterstellt, Landeigentümer zu bestechen. Dies wurde von CRA massiv bestritten.

Gegen die Praktiken der australischen Bergbauunternehmen werden aber auch Stimmen in Australien laut. Einen australischen Beamten, der anonym bleiben wollte, erinnerte die Ausbeutung der papua-neuguineischen Ressourcen durch seine Landsleute an „alte Kolonialzeiten“. Australien verwaltete den Nachbarstaat unter dem Mandat der Vereinten Nationen bis 1975. Papua-Neuguinea befindet sich nach wie vor im Einflußbereich des größeren Nachbarn. Das Land erhält von Australien ein Viertel seiner gesamten Entwicklungshilfegelder. Sechs Millionen US-Dollar waren es allein in diesem Jahr. Kalinga Seneviratne