Hamburgs Bundeswehr rüstet sich um

■ Weniger Militär in der Hansestadt: Truppe wird halbiert, Kasernen dichtgemacht / Trotz Reduzierung höhere Effizienz

/ Trotz Reduzierung höhere Effizienz

Oberflächlich gesehen, dürften Hamburgs PazifistInnen jubeln: Die in der Hansestadt stationierten Soldaten werden sich um die Hälfte verringern, vier Kasernen in Hamburg werden in den kommenden zwei Jahren aufgelöst und ein Übungsplatz soll aufgegeben werden. Doch die Freude über die Reduzierung militärischen Potentials ist fehl am Platz, denn die Schrumpfung von Personal und Material in der Bundeswehr steht nicht gleichbedeutend mit einer Verringerung der Schlagkraft.

Die geplante Reduzierung der Bundeswehrstärke auf 370000 Männer und die neuen Aufgabenbereiche zwingen zu einer großangelegten Umstrukturierung, die zwar aufgrund der Personalreduzierung wie eine Friedenstendenz ausschaut, aber in Wirklichkeit eine erhöhte Effektivität ermöglicht.

Die im Dezember vergangenen Jahres getroffenen Entscheidungen des Bundesministeriums für Verteidigung zeigen, daß die Bundeswehr nun nicht mehr eine Landes-Verteidigungs-Armee darstellen soll, sondern nach amerikanischem Vorbild eine hoch mobile und hoch spezialisierte Armee für Einsätze „out of region“ gebildet werden soll, die mit den Truppen und Einheiten von NATO-Partnern kompatibel ist. Dies ist auch mit einer geringeren Personalstärke zu realisieren. Allerdings müssen dafür zum Teil neue Waffensysteme angeschafft oder umverteilt werden und die gesamten Bundeswehrstrukturen inklusive der Standorte verändert werden.

Die große Umverteilung begann schon voriges Jahr und soll Ende 1994 beendet sein. Der Personalabbau wurde meist durch ein Auslaufenlassen der Zeitverträge gelöst, Bundeswehr-Liegenschaften wurden dem Bund oder den Kommunen zurückgegeben, Material und Gerät wurde entweder verschrottet oder verkauft. Im strukturschwachen Schleswig-Holstein wurde der Abbau insgesamt behutsamer angegangen, da der abhängigen Wirtschaft größerer Schaden nicht zugemutet werden sollte. Hamburg als Ballungsgebiet muß dagegen kräftiger umstrukturieren. Während in Schleswig-Holstein nur 21 Prozent des Bundeswehr-Personals reduziert wurde, müssen in der Hansestadt die Hälfte der 10000 Soldaten gehen.

Die Boehnkaserne in Rahlstedt soll noch während diesen Jahres geräumt werden, damit werden Teile der Panzergrenadierbrigade aufge-

1löst. Ebenfalls bis Ende 1993 soll das Luftwaffenausbildungsbataillon der Lettow-Vorbeck-Kaserne verlegt worden sein, das Jenfelder Instandsetzungsbataillon soll dagegen

1bleiben. Die Scharnhorst-Kaserne in Harburg wird spätestens Ende 1994 kein Militärstandort mehr sein, das dort stationierte Sanitätsbataillon soll reduziert und dann

1verlegt werden. Die Bose-Bergmann-Kaserne in Wentorf soll samt der dort stationierten Panzergrenadierbrigade ebenfalls aufgelöst werden. Annette Bolz