Vom Wohlstand abgeschottet

Der Zynismus ist kaum noch zu überbieten: in dem Land, dessen Bewohner sich gegenseitig massakrieren und aufs grausamste quälen, fliehen ganze Familien zunächst in Schutzbunker und dann über die Grenze in vermeintliche Sicherheit. Noch können sie überhaupt nach Deutschland kommen. Und hier fällt den Behörden nichts weiter ein, als sie erneut in Bunker zu stecken. Daß sie von ihren Kriegserlebnissen im ehemaligen Jugoslawien belastet, wenn nicht gar krank sind, kann nicht bezweifelt werden. Daß sie vom Wohlstandsdeutschland in fensterlose Kriegsrelikte abgeschoben und abgeschottet werden, scheint mittlerweile „normaler Alltag.“ Daß wir sie dadurch weiter krank machen, läßt sich nicht leugnen.

Als die Übersiedler kamen, wurden — wenn auch zähneknirschend — Turnhallen belegt. Deutsche aus der Ex-DDR in Bunkern unterzubringen, galt als unzumutbar. Erst waren es Obdachlose, dann Junkies, dann Asylbewerber aus Afrika, dann Roma, die in Bunkern landeten. Mit sinkendem Status der Betroffenen nahm auch die öffentliche Entrüstung ab. Jetzt sind es Kriegsopfer, Schwangere, Säuglinge und Kranke. Birgitt Rambalski