Angola: Heftige Kämpfe

■ Regierung gewinnt die Oberhand/ Unita-Führung verschanzt sich

Johannesburg/Luanda (taz/ dpa) – Etwa drei Monate nach Angolas ersten demokratischen Wahlen steht der afrikanische Staat auf der Schwelle zu einem neuen, offenen Krieg.

In der ersten Hälfte dieser Woche flammten in sieben Städten des Landes Kämpfe zwischen Einheiten der regierenden MPLA-Regierung und der Oppositionsbewegung „Unita“ auf. Sogar die Stadt Huambo im zentralen Hochland Angolas, in der Rebellenchef Jonas Savimbi sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte, geriet unter schweren Beschuß.

Die Gefechte konzentrieren sich auf die Küstenstädte Lobito, Benguela und Namibe, die inzwischen alle wieder unter Regierungskontrolle sein sollen. Die Regierung setzte auch MiG-Kampfflugzeuge ein, um Rebellenstellungen zu bombardieren. Die Luftwaffe dürfte der stärkste Trumpf der Regierung in den Auseinandersetzungen sein und auf längere Sicht helfen, die Rebellen aus den noch von ihnen besetzten Städten zu vertreiben. Allein in der Provinz Benguela sollen über 1.000 Menschen ums Leben gekommen sein. Ein Armeesprecher sagte, der Konflikt habe sich bereits „bis in den hintersten Winkel“ von Angola ausgedehnt.

Die neuen Kämpfe scheinen Schritt für Schritt den Ereignissen zu folgen, dank denen das Land schon 1975 in einen 16 Jahre dauernden Bürgerkrieg schlitterte. Auch damals verbarrikadierte sich Savimbi in Huambo, wurde dann aber vertrieben. Während die linksgerichtete MPLA-Regierung die Städte des Landes kontrollierte, beherrschten die Rebellen während des Bürgerkriegs vor allem das Umland. Seit den Wahlen Ende September besetzte die Unita etwa zwei Drittel des Landes und versuchte systematisch, das Land zu spalten. In ihrer Gegenoffensive ist Angolas Regierung jetzt bestrebt, den Rebellen den Zugang zu wichtigen Hafenstädten und zur wichtigsten Landverbindung zum südlichen Nachbar Namibia zu nehmen – und vor neuen Verhandlungen das Kräfteverhältnis zu ihren Gunsten zu verändern.

Premierminister Marcelino Moco erklärte Anfang der Woche, das Land befinde sich in einem „nichterklärten Bürgerkrieg“. Aber Vize-Außenminister Chikuti bestritt in einem Telefoninterview gegenüber dem britischen Rundfunksender BBC, daß die Regierungseinheiten zu einer landesweiten Offensive angetreten seien: „Wir wollen nur deutlich machen, daß wir keine weiteren Provokationen von Unita hinnehmen werden.“ Willi Germund