Polizei versagte völlig

■ Ausländerbeauftragter sagt aus

Schwerin (taz/afp) – In seiner dreizehnten Sitzung am Freitag hörte der parlamentarische Untersuchungsausschuß des Schweriner Landtags zum ersten Mal einen direkten Augenzeugen der Rostocker Krawalle, den städtischen Ausländerbeauftragten Wolfgang Richter. Richter wiederholte, was er bereits nach den Gewaltnächten gesagt hatte: Die Polizei hätte die Angriffe auf die VietnamesInnen im Wohnblock neben der Zentralen Anlaufstelle für AsylbewerberInnen (ZASt) verhindern können. Statt dessen habe sie sich in der Brandnacht vom 24. August länger als eine Stunde zurückgezogen, das Haus den RandaliererInnen überlassen, der Feuerwehr keinen Geleitschutz gegeben und sich mitschuldig gemacht, daß etwa 100 VietnamesInnen, ein Fernsehteam und Richter selbst in Lebensgefahr gerieten. Sie konnten nur noch übers Dach ins Nachbarhaus entkommen.

Neben der ZASt seien, so Richter, die Wohnungen der VietnamesInnen von Anfang an Hauptangriffsziel gewesen. Bereits in der Nacht vor dem Brand war es RandaliererInnen gelungen, in das Hochhaus einzudringen. Die Eingänge zum VietnamesInnen- Hochhaus lägen völlig ungeschützt. Im Dezember hatte der polizeiliche Einsatzleiter Kordus vor dem Ausschuß die Lageeinschätzung der Polizei mit den Worten formuliert: „Die Vietnamesen waren für uns kein Thema.“

Seit 1991, so Richter, habe er den Rostocker Senat wie auch das Innenministerium in Schwerin gewarnt, daß die überbelegte Aufnahmestelle sozialen Konfliktstoff berge. Er selbst habe die Situation nicht ändern, sondern sich nur um die AusländerInnen kümmern können. Daß Richter dies nach den Brandnächten fortsetzte, belegte er dem Ausschußvorsitzenden Brandt (CDU), der ihn herabsetzend über seine Arbeitsweise befragt hatte, während der fast dreistündigen Befragung eindrücklich. bm