Heut' schon erwischt gefühlt?

■ Aktions- und Sicherheits-Ausstellung der Polizei bei Horten / Testen Sie sich selbst

Heut' schon erwischt gefühlt?

Aktions- und Sicherheits-Ausstellung der Polizei bei Horten / Testen Sie sich selbst

Kaum war ich eingestiegen, angeschnallt und losgedüst, sprang mir das saublöde Reh quer über die Fahrbahn. Peng, erwischt. Weiter. Gas. Eine sanft geschlängelte Landstraße. Kein Problem, alles im grünen Bereich. Halt! Plötzlich aus dem Nichts eine rotweiße Bake, ich komm' fast noch vorbei, schramme dran lang — das gräßliche Geräusch, wenn Blech in Blech greift. Weiter. Gas. Der ganze Wagen schwankt. Oder schwanke ich? Sollten die paar kleinen Bierchen?? Man sieht auch so schlecht. Huch! Da der LKW, urplötzlich riesengroß — ich steh auf der Bremse — und zieh' elegant links vorbei. Naja knapp. Am Schluß hab ich 1 Reh erwischt, 1 Bake, 1 Auffahr-Unfall gebaut, bin 1mal von der Straße abgekommen. Aber keiner spricht von dem LKW, den ich schrammfrei überholt habe!

Zu erleben gab's das gestern mittag gratis bei Horten, 4. Etage. Da macht die Polizei bis Samstag eine große Sicherheits- und Aktions- Ausstellung. Motto: „Wir schützen und helfen“. Mit dabei: Feuerwehr, Weißer Ring, Dekra, Arbeiter-Samariter-Bund, Bund gegen Alkohol im Straßenverkehr. Weil die Ausstellung nicht nur zum Gucken, sondern auch zum Selbsttesten ist, ist sie gar nicht so betulich, wie sich der Titel anhört.

Der PKW-Simulator war ausgerüstet mit allen Schikanen und reagierte computerschnell auf Lenkung und Bremse. Der Monitor zeigt, wie sich das Gesichtsfeld für ein alkoholvernebeltes Gehirn verkleinert, der Sitz wackelt und schwankt — eine bewußt unangenehme Demonstration gegen Promille auf der Straße.

Hätten Sie gedacht, daß die Bremer Polizei, getarnt in einem Zivil-Audi, regelmäßig mit Videokamera auf Verkehrs-Sünder-Suche geht? Polizeihauptmeister Brinkmann, häufig als Video-Kameramann im Einsatz, führt auf einem großen Monitor die echt rund um Bremen gedrehten Szenen vor. Au weia. Das Bild ist gestochen scharf, die Szenen eindeutig. Abstände lassen sich anhand der eingeblendeten Geschwindigkeiten exakt ausrechnen. Mit 163 km/h brettern da Angestellte einer Kfz-Werkstatt mit einem Kundenauto über die Autobahn, um in der Mittagspause mal was zu erleben. 120 km/h war erlaubt. Vor Gericht sah man sich wieder. Der rote Renault wechselt verboten die Spuren, nagelt rechts vorbei, drückt sich dann nach ganz links vor einen anderen. „Da war der Führerschein gleich weg“, erinnert sich Herr Brinkmann, „da wird man gleich auf der Autobahn zum Fußgänger.“ Vor Gericht werden die Polizei-Video-Aufnahmen anerkannt, „die Gerichte finden sogar oft, wir sind noch viel zu lasch.“

Die Ausstellung hat täglich einen neuen Schwerpunkt, gestern zeigte die Feuerwehr zum Anfassen, wie ihre Taucher ausgerüstet sind, wenn sie unter Wasser nach allerlei Verlorenem — oder auch nach Menschen suchen müssen, bei Eis- oder Badeunfällen.

Sie können auch einen Fahrrad- Paß kriegen. Oder gucken, wie langsam Sie reagieren auf rote Ampeln. S.P.

Schwerpunkt heute von der DEKRA: Seh- und Reaktionstest, „toter Winkel“, Unfall-Rekonstruktion.