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Selbstquälerische SPD-Personalsuche

■ Bremer SPD will im März neuen Vorsitzenden wählen

Die Bremer SPD will am 20. März auf einem Sonderparteitag ihren neuen Vorsitzenden wählen. Dies hat die „Funktionärskonferenz“ der Ortsvereins- Unterbezirks-, Landesvorstände und Betriebs-und Arbeitsgruppen-Leiter bestätigt. Mit ca. 90 Teilnehmern war das informelle Gremium recht gut besucht. Die Debatte war notwendig geworden, weil es aus einigen Ortsvereinen Stimmen gab, die „Modalitäten“ der Neuwahl des Landesvorsitzenden zu beraten.

In der Diskussion der Funktionäre blieben die klaren Voten für eine Veränderung des vorher vorgeschlagenen Vorgehens aber in der Minderheit. Der Finanzsenator Kröning, der sich noch am Samstag mit einem Offenen Brief an die Partei gewandt hatte, sagte kein einziges Wort und ging früher, weil er von Buten & Binnen ins Studio eingeladen war.

Der amtierende kommisarische Landesvorsitzende Harald Stelljes machte zu Beginn der Aussprache deutlich, daß er beruftlich sehr stark eingespannt sei und nicht willens, über den 20. März hinaus das Amt auszuüben. Zwei Mitglieder des Landesvorstandes haben bisher ihre Bereitschaft erklärt, auf der Landes-Delegiertenkonferenz für den Vositz zu kandidieren: Siegfried Ziegert und Angelika Pensky.

In einzelnen Voten auf der Funktionärskonferenz wurde zwischen den Zeilen Unbehagen an der Kandidatenlage deutlich - beide werden eher dem „linken“ Lager zugerechnet. Einzelne Sprecher warfen sie Frage auf, ob nicht eine „flügelübergreifende, integrationsfähige Figur“ gefunden werden müsse. Andere erklärten, die SPD solle vielleicht bis zu ihrer „Halbzeitdebatte“, d.h. der Bilanz über die Arbeit der SPD- Senatoren in der Ampel-Kolition, warten. Dann werden auch andere personelle Änderungen erwartet.

Nach SPD-Brauch kann sich jeder auf der Delegiertenversammlung zur Wahl stellen, der ein positives Votum seines Ortsvereins vorweisen kann. Also können auch andere Ortsvereine noch Kandidaten ins Rennen schicken.

Der Bildungssenator Henning Scherf hat auf der Funktionärskonferenz dafür plädiert, einen „selbstquälerischen Prozeß“ der Personalfindung zu organisieren: Neben dem Landesvorsitzenden sucht die SPD auch einen Nachfolger für den scheidenden Europa- Abgeordneten von der Vring, einen Kandidaten für den Bundestag (Koschnick hört auf) und eventuell neue senatorable Genossen. K.W.

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