Tram billiger als U- und S-Bahn

■ Grüne und Verkehrsministerium für neue Straßenbahnen

Berlin. Die Fraktion Bündnis90/ Grüne hat jetzt einen Antrag im Abgeordnetenhaus zur Erschließung von Innenstadt und Regierungsviertel durch drei Straßenbahnlinien eingebracht. Sie werden durch zwei Beschlußanträge ergänzt, nach denen der Senat den geplanten Weiterbau der S-Bahn- Linie 21 vom Potsdamer Platz über den Lehrter Bahnhof zum Nordring verschieben und die Planung einer U-Bahn-Linie 5 vom Alexanderplatz zum Lehrter Bahnhof „sofort“ einstellen soll.

Michael Cramer erklärte als verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion, der Bau der drei Tramlinien mit einer Gesamtlänge von rund 22 Kilometern würde bei einem vom Senat veranschlagten Kilometerpreis von 12 Millionen DM nur 264 Millionen kosten. Dies sei bloß ein Bruchteil der Summe von 2,3 Milliarden DM für den Weiterbau der neuen U- und S-Bahn- Strecken. Mithin könnten Bundesregierung und Land Berlin bei der Weichenstellung für die Straßenbahn mehr als zwei Milliarden einsparen. Auch die kürzere Bauzeit spricht laut Cramer wesentlich für die Tram-Alternative zur Anbindung von Innenstadt und Regierungsviertel. Während bei der U- und S-Bahn-Verlängerung eine Bauzeit von mindestens zehn Jahren veranschlagt werden müsse, sei das Straßenbahnkonzept innerhalb von drei Jahren realisierbar. Daß der Senat die Verlängerungsstrecken erst später fertigstellen solle, sei ohnehin „unakzeptabel“, sagte Cramer. Jetzt „tote Tunnelstutzen“ zu bauen, habe keinerlei verkehrlichen Nutzen, wohingegen die Straßenbahnen zusammen mit den bereits vorhandenen U- und S-Bahn-Linien das zu erwartende Fahrgastaufkommen bequem bewältigen könnten.

Der Abgeordnete hob hervor, daß der Vorschlag der Grünen fast deckungsgleich mit einem Konzept ist, das verschiedene Ingenieurbüros aus Berlin und Aachen im Zusammenhang mit dem laufenden Spreebogen-Wettbewerb für das Bundesverkehrsministerium erstellten. Danach werden die Verkehrsknotenpunkte Alexanderplatz und Friedrichstraße ebenso wie der Flughafen Tegel per Tram direkt mit Innenstadt und Regierungsviertel verbunden, so daß ein Umsteigen entfällt.

Die Grünen fordern deshalb eine Verlängerung der Straßenbahntrasse durch die Leipziger Straße zum Potsdamer Platz, von wo die Tram mit Verzweigungen durch die Potsdamer Straße zum Kleistpark und durch die Tiergartenstraße zum Bahnhof Zoo rollen soll. Die zweite Tramverlängerungsstrecke soll vom Prenzlauer Tor durch die Französische Straße erst zum Reichstagsgelände und dann sowohl bis zum Tegeler Airport als auch am Lehrter Stadtbahnhof vorbei zum Straßenbahnknoten Chaussee-/Invalidenstraße führen. Zudem wünschen sie sich eine Tramtrasse durch die Friedrichstraße bis zur Leipziger Straße. Das fordern auch zahlreiche Investoren. Thomas Knauf