Hühnersuppe und weißer Atem

■ Café Grün in Fedelhören: vom Insider-Künstlertreff zum ruhigen Stadtteilkunst-Café

„The coolest place in town“ sollte das Cafe Grün werden, damals vor 12 Jahren, als es im Viertel noch keine sogenannten Szenekneipen gab und Fedelhören vom Neubau des Rembertiringes ruiniert und zerissen war. Die „Bremische Gesellschaft“ hatte Angst, daß auch ihr Haus, wie so einige in der Nachbarschaft, besetzt werden würde und vermietete es an Max Schmalz von der Literaturzeitschrift Stint und Hermann Stuzmann, den Bildhauer, Maler und, inzwischen, 1. Vorsitzenden des Berufsverbandes Bildender KünstlerInnen.

„Wir waren wie verrückt auf der Suche nach einem Cafe für uns, einen Ort, wo die Kunstschaffenden hier mitkriegen, was los ist“, sagt Hermann Stuzmann, der einen rotgefärbten Haarschopf hat, ansonsten aber ein ernsthafter Mann in den besten Jahren ist.

„Cool“ war das Cafe Grün im Wortsinn, eiskalt, weil es noch keine Heizung gab (und recht eigentlich auch keine Konzession), cool war es aber auch, bei 14 Grad Hühnersuppe zu schlürfen, den Atem zu sehen und Bremens erstes echtes Viertel- Künstlercafe geöffnet zu halten.

Das Cafe hat zwei Wände aus Glas und oben einen Galerieraum, zu dem man von unten durch ein Geländer hochgucken kann. Dort finden regelmäßig kleine, oft spannende Ausstellungen statt. Die Zeiten allerdings, wo es jede Woche eine neue Eröffnung gab und wo die jetzt dunkelhimmelblauen Cafewände immer wieder von Bremer MalerInnen mit Wandmalereien be- und übermalt wurden, sind vorbei. (“Wir waren der einzige Laden, der sich solche unkommerziellen Sachen leistete“, so Hermann). Auch die New-Wave-Live-Konzerte gibt es nicht mehr, weil der neue Nachbar größte Beschwerde einlegte. Dafür ist das Cafe Grün kein bloßer Insider-Laden mehr, der zwar ab und zu bei Veranstaltungen brechend voll war, oft aber auch „totentanzleer“. Der Laden hat eine ruhige Tradition bekommen, für die Viertel-Kunstszene ebenso wie für „normale“ BesucherInnen. Zeitungen hängen großzügig aus, ab 14 Uhr schon gibt es bis spät in die Nacht Kleinigkeiten zu essen, besten Milchkaffee und genug Wahrheit, die im Wein liegt. Außerdem hängt im Gang vor den Klos ein wunderbares Ding, ein „Artomat“, aus dem, steckt man vier Märker rein, ein weißes Schächtelchen zu ziehen ist, mit einem kleinen Kunstwerk drin, von namhaften Bremer KünstlerInnen und auch solchen aus Hamburg und Berlin.

Eine „Goldgrube“ ist das Cafe immer noch nicht, aber es ernährt jetzt so leidlich seine Männer. „Eigentlich wollte ich das Café nur für ein Jahr machen“, sagt Hermann Stuzmann, „aber ich mach's wohl solange, bis ich von diesem Globus rutsche.“ Cornelia Kurth