Eine Petition für Irinas Bleiberecht

■ SchülerInnen setzen sich für Aufenthaltsrecht einer 14jährigen Klassenkameradin aus Bulgarien ein / Unterschriftenaktion gegen die drohende Abschiebung / Seit drei Jahren lebt die Familie in...

Berlin. „Ich glaube, daß die uns nach Bulgarien abschieben“, sagt die 14jährige Irina in akzentfreiem Deutsch. Seit drei Jahren lebt sie mit ihrer Familie, die in Bulgarien zur türkischen Minderheit gehörte, in Deutschland. Im Zuge der Christianisierung war dort von ihnen verlangt worden, ihren Namen zu ändern. Weil der Vater sich weigerte, wurde er verhaftet und gefoltert, bis er schließlich nachgab. Als kurz nach seiner Freilassung im Nachbardorf ein Haus brannte, wurde ihm, der sich dem Staat widersetzt hatte, diese Tat zur Last gelegt, obwohl keine Beweise für seine Schuld vorlagen. Er und seine Familie wurden aufgefordert, binnen 24 Stunden das Land zu verlassen. Als Flüchtlinge kamen sie Anfang 1990 nach Deutschland.

In Deutschland stellte die vierköpfige Familie einen Asylantrag, der im Juni 1992 mit der Begründung abgelehnt wurde, die Demokratisierung sei in Bulgarien so weit fortgeschritten, daß politische Verfolgung auszuschließen sei. Mehrmals wurde die Aufenthaltsgestattung der Familie dann noch verlängert, zuletzt bis zum 16. Februar 1993.

Mittlerweile leben die vier in einem 25 Quadratmeter großen Raum in einem Asylbewerberheim in Zehlendorf. Irina besucht das Arndt-Gymnasium, ihr zehnjähriger Bruder die Nordgrundschule. Der Vater, ein gelernter Maler, arbeitet zwei Stunden am Tag – mehr erlaubt die Asylgesetzgebung nicht – und hat sogar eine Vollzeitstelle angeboten bekommen. Untereinander spricht die Familie deutsch.

Allmählich wird die Zeit knapp. Im Februar droht die Abschiebung nach Bulgarien, wenn nicht die Aufenthaltsgestattung noch einmal verlängert wird. Würde die Familie nach Bulgarien abgeschoben, so hätte sie dort mindestens dieselben Schwierigkeiten zu erwarten wie vor der Ausweisung. Aber auch in der Türkei würden die Bulgaren ähnlich zurückgedrängt wie die Kurden, erklärte Edda Zint, die als Beraterin bei der Ausländerbeauftragten arbeitet. Eine Perspektive hätte die türkischstämmige Familie dort nicht.

Dank der Initiative einiger KlassenkameradInnen Irinas ist der Fall jetzt an die Öffentlichkeit gelangt. Sie sammelten Unterschriften für eine Petition im Abgeordnetenhaus und schrieben in dieser Angelegenheit auch den Innensenator Dieter Heckelmann direkt an. Für Samstag ist in Steglitz eine Demonstration gegen die Abschiebung Irinas geplant, zu der unter anderem die SchülerInnen für Politik und Kooperation (SPUK) und der Zusammenschluß oppositioneller SchülerInnen und Jugendlicher (ZoSJu) aufgerufen haben. akk