Der gute Ruf Simon Goldenbergs

■ Bayerns Schalck-Ausschuß vernimmt Ost-West-Händler

Berlin (taz) – Auf seinen Ruf läßt Simon Goldenberg nichts kommen: juristisches Ungemach drohte bislang jedem, der behauptete, der legendäre Ost-West- Händler habe jemals mit östlichen Geheimdiensten zu tun gehabt. 1982 erwirkten seine Anwälte eine einstweilige Verfügung gegen Konkret. 1987 verurteilte ein Pariser Gericht zwei französische Journalisten zu happigen Geldstrafen. Unstrittig ist: Simon Goldenberg gehört zu den schillerndsten Figuren aus dem Dunstkreis des ehemaligen DDR-Devisenagenten Alexander Schalck-Golodkowski und dessen Firmenimperium „Kommerzielle Koordinierung“ (KoKo). In Ostberlin führte er die Firma „Simon Industrievertretungen“ – bis er 1976 so mir nichts dir nichts, als sei es das Selbstverständlichste der Welt, in die BRD übersiedelte. Erstes Quartier fand er beim Metzger-Konzern der Gebrüder März in Rosenheim, deren Interessen er in der DDR vertreten hatte. Goldenberg-Freund und Firmenchef Willy März gehörte zum Freundeskreis des FJS.

Goldenbergs Advokaten werden es künftig schwerer haben: seine Stasi-Kontakte werden mittlerweile durch Akten des MfS belegt. So findet Goldenberg in einem Report der „Hauptverwaltung Aufklärung“ (HVA) vom Frühjahr 1984 als „IM Simon“ Erwähnung. Der ehemalige KoKo- Funktionär Helmuth W. gab im Herbst 1991 beim Generalbundesanwalt zu Protokoll, der hohe HVA-Offizier Heinz Franke „ist mir als ständiger Gast bei Simon Goldenberg in Erinnerung“. Helmuth W. hatte sein KoKo-Insiderwissen übrigens gleich nach seiner Flucht in die BRD im Frühjahr 1973 dem Bundesnachrichtendienst anvertraut. Gleichwohl zeigten die westdeutschen Dienste an Goldenberg auffallendes Desinteresse, als der drei Jahre später nach Rosenheim übersiedelte. KoKo-Pate Schalck-Golodkowski hat vor dem bayerischen KoKo- Ausschuß ausgesagt, Goldenberg habe seine bisweilen brisanten Geschäfte zu DDR-Zeiten zweifellos „unter dem Schutzschirm des MfS“ abgewickelt. Am heutigen Donnerstag wollen die bayerischen KoKo-Aufklärer Goldenberg persönlich in Berlin vernehmen. Thomas Scheuer