AKW Rheinsberg

■ Abriß beschlossen

Rheinsberg (taz) – Die Leitung des am Stechlinsee in Nordbrandenburg gelegenen Atomkraftwerks Rheinsberg hat ihr Konzept zum Abriß der 1990 stillgelegten 70-Megawatt-Anlage verteidigt. Danach sollen auf dem ältesten Kernkraftwerks-Gelände der Ex- DDR im Jahr 2009 wieder die Gänseblümchen blühen. Der Abbau wird den Steuerzahler nach aktuellen Schätzungen 800 Millionen Mark kosten. Der Geschäftsführer der Energiewerke Nord, Ulrich Löschhorn, wandte sich vor allem aus ökonomischen Gründen gegen den von Greenpeace diskutierten Vorschlag, die Atomruine über mehrere Jahrzehnte sicher einzuschließen. Auch nach 50 Jahren könne man dort noch „nicht manuell“, ohne Abschirmung gegen Radioaktivität arbeiten. Ein solches Vorgehen wäre zudem „um mindestens die Hälfte teurer“ als der nun eingeschlagene Weg.

Im internen Abklingbecken des Kraftwerks lagern noch 246 hochradioaktive Brennelemente, die spätestens 1997, nach der Fertigstellung des in Greifswald geplanten atomaren Zwischenlagers, an die Ostsee transportiert werden sollen. Ein in den ersten Betriebsjahren als anlageninternes Endlager konzipiertes Atommüllager für feste und flüssige Abfälle belastet das Grundwasser nach Angaben der Strahlenschutzbeauftragten des Kraftwerks, Renate Gläser, mit bis zu 3.000 Becquerel pro Liter. Die Kontamination habe jedoch „das Gelände noch nicht verlassen“ und werde im früheren Kühlwasserkanal, der in den Stechlinsee mündet, frühestens in 13 Jahren erreicht. Mit dem Einschluß und Abtransport der festen Abfälle ist nach den Worten des technischen Kraftwerksleiters, Wolfgang Fiß, eine westdeutsche Firma beauftragt worden. Die Technologie zur Entsorgung der flüssigen Strahlenstoffe befinde sich in der Entwicklung. Wann schwach- und mittelaktiver Abfall zur Endlagerung ins alte DDR- Endlager Morsleben transportiert werden könne, sei noch nicht absehbar.

Fiß, der seit 1964 in Rheinsberg beschäftigt ist, gestand ein, daß von dem Druckwasserreaktor sowjetischer Bauart während des Betriebs erhebliche Gefährdungen ausgingen. Der Bruch einer größeren Kühlmittelleitung wäre nicht beherrschbar gewesen und hätte zu „hohen Belastungen der Bevölkerung“ führen müssen. Heute sei das Geschichte, meinte Fiß. Insgesamt sei die Atomtechnologie, die er als „Übergangslösung“ bezeichnete, gescheitert, weil sie den Menschen nicht zu vermitteln sei. Gero