Klöckner: Hütte am Meer gerettet

■ Integrierte Hütte mit Flüssigphase bleibt erhalten / Bremen zahlt und bürgt mit 20 Millionen

Aufatmen bei Klöckner und im Senat: Das Fortbestehen der Hütte am Meer als integriertes Hüttenwerk ist gesichert. Bürgermeister Wedemeier bestätigte gestern, daß Klöckner-Chef von Rohr ihm am späten Donnerstag nachmittag telefonisch mitgeteilt hat, daß es „keine Verhandlungsvarianten mehr gibt, bei denen die Flüssigphase stillgelegt wird“, so Wedemeier. Die berüchtigten Hoogovens-Pläne sind damit vom Tisch, wenngleich auf jeden Fall der kleine Hochofen stillgelegt und 1.200 Arbeitsplätze gestrichen werden. Gleichzeitig teilte Wedemeier mit, daß Bremen Klöckner mit insgesamt 20 Millionen Mark unterstützen wird.

Für 10 Millionen Mark kauft das Land das Erbpachtrecht für das stadteigene Gelände Weserport in Bremerhaven ab. Damit steigt Klöckner aus einem 1961 geschlossenen Vertrag aus, der ihm eine Nutzung bis ins Jahr 2051 zusicherte. Die Hütte plant schon länger, die Erzlieferungen nur noch über den Hafen Osterort abzuwickeln. Das 327.000 Quadratmeter große Weserport-Gelände war bereits für eine Autoumschlagsanlage im Gespräch.

In Höhe von weiteren 10 Millionen Mark übernimmt das Land Bremen eine Bürgschaft für die Klöckner Stahl GmbH. Diese Bürgschaft muß an die „BREGAL“ abgetreten werden. Die BREGAL ist ein hochmodernes Verzinkungswerk, das zur Zeit auf dem Klöckner- Gelände gebaut wird. Neben Klöckner sind dort ein japanisches und ein finnisches Unternehmen beteiligt. Als Klöckner im Dezember Vergleich anmeldete, zogen die Fremdfirmen ab; seitdem liegt der Bau still. „Die Anteilseigner der BREGAL werden gleichzeitig erheblich Kapital nachschießen“, so Wedemeier gestern.

Für einen Erfolg des Vergleiches spielt die BREGAL offensichtlich einen große Rolle. Den plötzlichen Verzicht der Klöckner-Mutter auf das Hoogovens-Konzept erklärte sich Wedemeier u.a. mit dem Vergleichsverfahren — „Da spielen Anlagewerte ja eine Rolle. Eine mögliche Beteiligung der Stadtwerke wies Wedemeier als „unverantwortbare Spekulationen“ zurück — „es wird keinen VEB Stahl geben — die Lösung muß eine privatwirtschaftliche Lösung sein.“

Noch Ende Dezember hatte Finanzsenator Kröning befürchtet, eine Hilfe für Klöckner sei „weder aus eigenfinanzierten noch aus den mit Hilfe des Bundes und der Länder geplanten Investitionen möglich.“ Dies müßte aus Reserven finanziert werden, „an die wir bisher nicht zu denken gewagt haben“ (taz v. 23.12.). Doch mit der Lösung, mit der sich Wedemeier „höchst zufrieden“ zeigte, kann auch der Finanzsenator leben: „Den Rückerwerb des Grundstückes hätten wir sowieso getätigt. Die Bürgschaft ist gesichert und bewegt sich im Rahmen normaler Wirtschaftsförderung“, so Kröning. „Ich brauche den Haushalt dafür nicht anzugreifen.“ Um Klöckner zusätzliche Finanzspritzen zukommen zu lassen, könnte das Land weitere Gewerbeflächen aufkaufen. Zuletzt erwarb es für rund 45 Mio.knapp 100 Hektar — und hat eine Option auf weitere 80 Hektar Klöckner-Gelände. Doch wann das wahrgenommen wird, steht nicht fest — Umweltsenator Ralf Fücks: „Wann wir diese Entscheidung treffen, hängt vom Fortführungskonzept ab und davon, ob der Vergleich gelingt.“ Susanne Kaiser