Unverwechselbare Gesichter

■ Ausnahmeerscheinungen in Lurup: Fama präsentiert im Februar Filme mit Udo Klier

präsentiert im Februar Filme mit Udo Kier

Die vielen Gesichter mit den immer gleichen traurigen Augen des Udo Kier präsentiert der neue Kinoleiter des Fama in Lurup, Hans- Peter Jansen, im Februar. Kinomacher und Fama-Retter Jansen, der zusammen mit Michael Conrad 15 Jahre lang dem Ende 1992 geschlossenen Alabama ein ausgeprägtes Profil gegeben hatte, will nicht nur mit Erstaufführungen die Anziehungskraft seines 343-Plätze-Theaters steigern. „Die Verleiher bekommen schon mit, ob einer mit Interesse und Engagement sein Kino macht“, ist Jansen optimistisch, und mit dem Hacker-Thriller Sneakers hat er auch jetzt einen aktuellen Hit im Programm.

Mit dem „Udo Kier Special“ im Februar steigt Jansen wieder mit der Lust am Ungwöhnlichen in die Programmgestaltung ein, andeutend, daß er seinem neuen Kino, abseits des Kinolebens in der City, wieder ein schillerndes und gleichzeitig unverwechselbares Gesicht geben will.

Die Kier-Reihe hebt an diesem Wochenende an mit dem mittlerweile historischen Streifen Schamlos von Eddy Saller aus dem Jahr 1968. Mit Spaß am Trivialen verführt Schamlos in die Untergründe einer Großstadt Ende der sechziger Jahre. Udo Kier übt sich als ambitionierter, eiskalter Nachwuchs- Gangster in der Kontrolle über seine Mitmenschen: Choleriker, fiese Zuhälter, „echte“ Gangster und abgebrühte Nutten zum Beispiel. Bei den eingeflochtenen Schock-Happenings von Otto Mühl dürfte kaum ein Auge trocken bleiben. Bis in die Gegenwart verfolgt die Reihe das Schaffen Kiers: Ganz frisch gedreht ist Terror 2000 von Christoph Schlingensief (siehe Kinotips), der in Lurup vom 14. bis 16.Februar zu sehen ist.

Außenseiter zwischen Komik und Verzweiflung gibt die Ausnahmeerscheinung Udo Kier auch in dem 1991 entstanden Roadmovie My Own Private Idaho von Gus Van Sant oder in Andy Warhols Frankenstein (USA 1973) und Warhols Dracula (USA 1974). Am 11. Februar ist der rätselhafte Meister selbst das Thema. Christian Schlingensief porträtierte 1992 den Schauspieler und das Phänomen Kier, seine Arbeit mit Regisseuren wie Lars von Trier und Andy Warhol in Der Tod eines Weltstars. Noch werden die Filme im Fama auf einer Leinwand aus den sechziger Jahren gezeigt. Demnächst aber sollen neben einer neuen Leinwand auch eine neue Lautsprecheranlage und eine neue Bestuhlung installiert werden — dann gibt's ein Fest. jk