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Robert inszeniert Wilson

■ Der »Alice«-Regisseur offenbart sich in einer Solo-Performance

Auch die traditionellen Künste stellen sich im Rahmen des Medien- und Kunstbasars Mediale dar. So haben die Hamburger Kammerspiele deutsche und internationale Theatermacher eingeladen, Sinn und Aufgabe ihres Mediums darzustellen. Den Auftakt machte am Mittwoch Robert Wilson mit seiner „lecture performance“.

Der Texaner Wilson schreibt seit 25 Jahren auf vier Kontinenten Theatergeschichte, zuletzt inszenierte er Alice am Thalia-Theater. „Lecutre performance“ erzählt von Wilsons Theaterarbeit zwischen 1967 und 1992. Nicht zum ersten Mal gab er höchstpersönlich die Geheimnisse seiner Welt preis.

Im schwarzen Nadelstreifenanzug spricht Wilson ruhig und konzentriert über seine Heimat und die ersten Begegnungen mit der Künstlerszene im New York der 60er Jahre. Seine erste Anekdote: die Geschichte über den sechsjährigen, taubstummen Raymond. Mit präziser Mimik stellt Wilson die universellen Aspekte von Sprache und der Bewegung dar, auch den Ausdruck seiner Stücke, die er in früherer Zeit fast alle mit Leuten von der Straße besetzte. Die Arbeit mit Christopher, einem Autisten, habe sein plastisches Denken in Formen und Gestalten gefördert. „Artists create new languages“, sagt er, würden diese neuen Sprachen von anderen verstanden, löse sich die Kunst prompt in Luft auf.

Mit über 320 Dias, auf denen Szenen seiner Stücke, Skizzen und Skulpturen zu sehen sind, macht Wilson zwar deutlich, daß bei ihm Hülle und Inneres immer in Diskrepanz stehen und er deshalb Kunst als Stilmittel für eine abstrakte Natürlichkeit benutzt. Ungeklärt bleibt aber, warum der Maestro behauptet, die Aufgabe eines Künstlers bestehe darin, „immer Fragen zu stellen, die Beantwortung und Interpretation der Kunst aber ausschließlich anderen zu überlassen“. Tat er doch während seiner Performance nichts anderes als zu interpretieren. Beim Frage- und Antwortspiel mit dem Publikum machte er sich dann aber schnell aus dem Staub. Sandra Prill

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