Kein Fährschiff nach Luxemburg

■ Olau-Line meldet ausgeflaggte Fähren wieder bei deutschem Schiffsregister an / Teurer Sozialplan schockte die Reederei

meldet ausgeflaggte Fähren wieder bei deutschem Schiffsregister an / Teurer Sozialplan schockte die Reederei

Überraschende Wende im Konflikt um die Ausflaggung der Fährschiffe der Olau-Line: Während der Verhandlung um den Sozialplan erklärte sich die Reederei unvermittelt zum Abschluß einer Betriebsvereinbarung bereit, mit der die Hamburger Fährschiffe „Olau Britannia“ und „Olau Hollandia“, die zwischen Holland und England pendeln, wieder unter deutsche Flagge gestellt werden. 550 Arbeitsplätze sind gerettet.

Wie berichtet, hatte die zur traditionsreichen August-Bolten- Gruppe (TT-Line, Olau-Line) gehörende Reederei im vergangenen Dezember ihre beiden Fähren kurzerhand unter die Billigflagge von Luxemburg gestellt. Die ÖTV schlug Alarm: Die Gewerkschaft befürchtete, daß die 550 Besatzungsmitglieder durch billigere Arbeitskräfte aus Übersee ausgetauscht würden.

Doch nun der Deal: Die Olau- Line meldet ihre Schiffe wieder beim deutschen Zweitregister an, dafür setzt die Gewerkschaft ÖTV den geltenden Tarifvertrag außer Kraft. Diese Maßnahme ermöglicht es Olau, statt bislang 30 nun 70 Besatzungsmitglieder zu Heimatlohnbedingungen zu beschäftigen. Die ÖTV und der Verband Deutscher Reeder verpflichten sich, bis Oktober 1993 einen Tarifvertrag für Hochseefähren auszuhandeln.

Im Anschluß an den Handel präsentierten sich beide Seiten als Sieger. Olau-Sprecher Hans-Ulrich Kossel: „Eine Einigung auf dieser Grundlage war im Dezember nicht möglich.“ Für die Olau-Line sei es wichtig gewesen, eine langfristige Vereinbarung abzuschließen, die jetzige gelte bis Anfang 1997. Kossel: „Vorher hatten wir nur einen Waffenstillstand, jetzt herrscht Frieden.“ Kossel stellt allerdings selbst in Frage, ob es auf den Schiffen in großem Stil zum Einsatz von sogenannten Billiglöhnern kommen wird. Er schließt dies für Seeleute gänzlich aus, weil die Fährlinie auf qualifiziertes Fachpersonal angewiesen sei. „Was nützt es uns, wenn ein Seemann uns wenig kostet, aber nichts kann“, so der Reederei- Sprecher. Auch im Servicebereich an Deck könne es sich Olau wegen der Konkurrenz nicht leisten, unqualifiziertes Personal einzusetzen.

Auch ÖTV-Sprecher Gerd Hüfner frohlockt: „Die Reederei hat gemerkt, daß Sozialplanzahlungen in Millionenhöhe auf sie zugekommen wären.“ Denn viele Besatzungsmitglieder hätten signalisiert, daß sie den Gang nach Luxemburg nicht mitmachen wollten und den

1Sozialplan in Anspruch nehmen würden. Hüfner: „Die Leute wären in Scharen gegangen.“ Zudem hätte diese Besatzung noch bis zum 1. Juli Anspruch auf ihre Heuer ge-

1habt, ohne daß sie dafür hätte arbeiten müssen. Eine neue Crew hätte also angeheuert werden müssen. Hüfner glaubt, daß der Abschluß eines Tarifvertrags für

1Hochseefähren auch für die ÖTV sinnvoll sei: „Es gibt viele Sachen, die geregelt werden müssen, das ist auch für uns von Vorteil.“ Kai von Appen