Frauensolidarität

■ betr.: "Nun erst recht Zagreb" von Lea Rosh, taz vom 28.1.93

betr.: „Nun erst recht Zagreb“ von Lea Rosh, taz vom 28.1.93

Ich war Teilnehmerin an dem Vorbereitungstreffen in Hannover. Mein Ziel war es mitzuhelfen, die Gewalt gegen Frauen zu beenden und den Geschundenen zu helfen. Lea Rosh, die ich bisher wegen ihrer Zivilcourage und Urteilskraft geschätzt hatte, schien mir geeignet für einen Dialog. Doch wie sie mit Andersdenkenden umgeht, hat ja die taz bereits berichtet, ich habe es erlebt. Um so größer ist meine Enttäuschung.

Das seltsame Demokratieverständnis von Frau Rosh ist durchaus bemerkenswert. Bereits im Vorfeld der Veranstaltung haben Frauen, die mir selbst gar nicht bekannt waren, so wie auch ich in Briefen mit umfangreichen Begründungen auf die Problematik des Veranstaltungsortes Zagreb hingewiesen. Nun beschwert sie sich über eine angeblich organisierte Provokation. Provoziert hat sie doch wohl selbst am meisten!

Frau Rosh [...] hat die Instinktlosigkeit, ausgerechnet an einem Wahltag zu dem erklärten Antisemiten (Israel hat deswegen bis heute noch keine diplomatischen Beziehungen mit Kroatien aufgenommen) und Kriegsherrn Tudjman nach Zagreb zu fahren, wohl wissend, daß sie dort – abgeschirmt durch die kroatischen Gesetze – von keiner Jugoslawin mehr gestört werden kann; in einer Stadt, in der Zensur herrscht, in der jeder Friedensappell als Wehrkraftzersetzung verfolgt wird. [...] Dr. Zorica Becker, Heidelberg