Kunsttrip und Landeskunde

Reiseführer, Orientierungshilfen, Religionen und Buchtips zwischen Tempeln und Kolonialzeit für den Süden Indiens  ■ Von Maria Nicolini

Das Standardwerk, das viele Indienreisende trotz seiner 928 Seiten mit sich führen, ist der „Lonely Planet travel survival kit India“, der eine Fülle praktischer Hinweise und Tips enthält, daneben aber auch Kultur und Geschichte behandelt.

Er ist die ideale Orientierungshilfe für Leute, die sich nicht ohne weiteres ins Chaos des indischen Alltags stürzen wollen.

Er ist als „Indien-Handbuch“, Verlag Gisela E. Walther, Bremen, 1992, 54,80 DM auf deutsch erschienen. Nachteil: Im inflationären Indien sind die angegebenen Preise hoffnungslos überholt.

Mit schönen Fotos und als erste Information ist „Südindien“, Nelles Guides, 24,80 DM zu empfehlen. Das Buch vermittelt Atmosphäre und behandelt Sonderthemen wie indische Küche, Malerei, Tanzformen, Tempel, Kastenwesen, Medien und Kolonialzeit.

Einen übersichtlichen Exkurs in die indische Geschichte gibt der „APA Guides Südindien“, RV Reise- und Verkehrsverlag GmbH, 44,80 DM. Die 47 Seiten Kurzführer am Schluß liefern viele zusätzliche Informationen.

Hinduismus, Buddhismus, Jainismus, Tantrismus, die Bauwerke der Sikhs (Golden Temple) und die Grabbauten und Moscheen des Islam umfassend, aber recht akademisch und trocken, ist der „Kunstreiseführer Indien“, DuMont-Verlag Köln, 44 DM. Von den Klöstern im Himalaya bis zu den Tempelstädten Südindiens läßt er nichts aus. Leider erahnt man darin so gut wie nichts von der sinnlichen Qualität indischer Ausdrucksformen.

Da die berühmten Tempel und sogenannten Tempelstädte in Tamil Nadu allesamt hinduistisch sind, empfiehlt sich eine Vertiefung des Themas anhand von

George Michell: „Der Hindu- Tempel – Baukunst einer Weltreligion“, DuMont Verlag Köln, 24,80 DM. Der komplexe Sachverhalt ist in Kultur des Hinduismus, Welt der Götter, Welt der Menschen, Tempel als Brücke zwischen Göttern und Menschen, Baukunst und Tempelstile gegliedert und veranschaulicht auf spannende Art und Weise die Beziehung zwischen Vorstellungswelt und Formensprache.

Mit den Prinzipien, die hinduistische Gottheiten verkörpern, und mit der Wechselbeziehung zwischen Gottheit und Mensch beschäftigt sich auch David Kinsley: „Indische Göttinnen – Weibliche Gottheiten im Hinduismus“, 1992, Insel Verlag, 48 DM.

Da fast alle Protagonistinnen der hinduistischen Götterwelt als Gemahlinnen auftreten, erfahren LeserInnen Aufschlußreiches über die weibliche Rolle und die Wesenszüge der göttlichen Gatten Siva, Brahma, Vishnu und der Vishnu-Inkarnationen Rama und Krishna.