Neu im Kino: Little Buddha

Neu im Kino:

Little Buddha

Die Wiederverkörperung eines tibetanischen Lamas spielt mit Legosteinen, hat eine ewig schnoddrige Nase und gähnt bei den rituellen Segnungen laut und ausgiebig. Für den skeptischen, westlichen Zuschauer ist er nur ein kleiner, pummeliger Vierjähriger, den ein Mönch von seiner Familie in Tibet wegholt, um ihm in der indischen Diaspora zu einem Lama zu erziehen. Aber nach dem Urteil eines in Trance befragten Orakels ist er für die buddistischen Mönche und ihren Dalai Lama die Wiedergeburt eines hochverehrten spirituellen Meisters.

Das tibetisch / indische Filmemacherteam Tenzing Sonam und Ritu Sarin hat sich an die Fersen des Mönches Choenzey geheftet. Der reist nach vielen Schwierigkeiten, Zeremonien und einer Beratung mit dem Dalai Lama nach Tibet, um den kleinen Jungen zu holen. Der zweite Teil beginnt mit der Ankunft der beiden in Katmandu und konzentriert sich auf das herzliche Verhältniss des Mönchs zu dem Jungen, der für ihn zugleich ein Sohn und sein geistiger Vater ist.

Diese einfühlsame Studie des tibetischen Buddhismus kommt ohne viele Erklärungen aus, sondern zeigt statt dessen anhand von vielen alltäglichen Details, wie die Mönche im Exil leben. Der Buttertee wird in hölzernen Kolben zubereitet, aber beim Kauf der Zutaten rechnet der Mönch die Summe mit einem Taschenrechner aus. Die Demutsgesten bei der Audienz beim Dalai Lama wirken sofremdartig wie die Fanfaren aus den traditionellen Blasinstrumenten, aber die Arbeit der Mönche, ihr Lachen und Gebet bringen sie dem Zuschauer auf eine unaufdringliche, charmante Art schnell näher.

Nach den Konventionen des Dokumentarfilms scheint das Filmteam unspürbar zu sein, nur der Junge läßt sich darauf nicht ein und so starrt er in einem der komischen Momente des Films direkt in die Linse und sagt „Meine Nase läuft. Ich kann es in der Kamera sehen“. Ein wenig erinnert dieser liebenswerte kleine Pöcks und seine Unschuld angesichts all der Verehrung, die ihm widerfährt an den kindlichen Kaiser von China im ersten Teil von „Der letzte Kaiser“, und so ist es sicher kein Zufall, daß Bertolucci jetzt mit „Little Buddah“ die fiktive Geschichte eine Kindes verfilmt, daß als Reinkarnation eines buddistischen Lehrers von den USA nach Tibet reist. Seine Großproduktion wird mit diesem faszinierenden sowie bewegenden Dokumentarfilm verglichen werden und die Meßlatte liegt hoch. Wilfried HippenCinema 18.30/ 19.30 Uhr