Angola-betr.: "Deutsche Hilfe für Unita in Not", taz vom 2.2.93

betr.: „Deutsche Hilfe für Unita in Not“, taz vom 2.2.93

Draufhauen und diskreditieren ist einfach, komplexe Zusammenhänge zu erklären und die dazu nötige Recherche schon weitaus mühsehliger. Warum diesen arbeitsintensiven Weg gehen, hat sich Herr Germund da wohl gedacht und hat draufgehauen. Braucht er doch bloß ein paar Reizvokabeln wie: Rebellenbewegung, Militärstützpunkt und „Unsere-armen-Steuergelder“ ins Rennen schicken, dort, wo die Recherche das Artikelziel nicht deckte von „undurchschaubaren Lieferungen“ oder „undurchsichtigen Aktivitäten“ berichten, und schon schmiegt sich die eingebeugte Realität an das wohlfeile Vorurteil des Autors. Und es paßt dazu noch so schön in unser aller taz-Leser/innen-Vorurteilskatalog: Rechtsgerichtete Rebellenorganisation, jahrelang von US-Imperialisten und Kap-Rassisten unterstützt, dazu noch: „Nichtanerkennung von free-and-fair-UNO- kontrollierten Wahlen zerstören Friedensprozeß“. Und dabei bekommt die Unita Unterstützung von einer obskuren Hilfsorganisation, obendrein von unseren Steuergeldern.

Daß diese „free and fair UNO- Elections“ von gerade mal 800, weitgehend ungeschulten Wahlbeobachtern, verantwortlich für fünf Millionen Wähler, durchgeführt wurden; daß beispielsweise im Nachbarland Namibia die ersten Wahlen bei einer wesentlich besseren Infrastruktur von 2.700 Wahlbeobachtern für nur 0,5 Millionen Menschen durchgeführt wurden, daß die UNO-Wahlhelfer für Angola Redeverbot von der UNO haben, hinter der Hand aber bereitwillig von erheblichen Organisationslücken bei den Wahlen berichten, läßt Herr Germund aus. Auch davon, daß die Luanda-Regierung sämtlichen Hilfsorganisationen Transporte nach Süd-Angola (Unita-Gebiet) untersagt hat, dieselben Organisationen aber sehr wohl im Norden (MPLA-Gebiet) helfen dürfen, verschweigt Herr Germund. Auch, daß die namibische Regierung, aus alter Waffenbrüderschaft (Swapo/MPLA) dieses perverse Spiel mit der Hungerwaffe mitspielt, indem Hilfsflüge sehr wohl von Windhuk in den angolanischen Norden starten dürfen, aber eben nicht ins Unita- Gebiet, verschweigt Herr Germund. Daß im Süden 2,5 Millionen Menschen hungern, interessiert ihn nicht. Daß diese armen Teufel mit der Unita sympathisieren oder einfach nur auf deren Gebiet leben, reicht ihm als Begründung.

Dabei hätte doch nur ein Blick in die namibische Tagespresse genügt: Von Tausenden, die dort sehnsüchtig jeden Sack Bohnen, egal aus wessen Flugzeug er ausgeladen wird, auf die Knie fallend bejubeln, ist dort immer wieder die Rede. Nicht Tausende bis an die Zähne bewaffnete „Unita- Schlächter“, sondern Kinder, Frauen, Männer, hungernde Menschen.

Hätten die Helfer in Somalia vor der Rationenausgabe erst jeden gefragt, ob er denn eher für General Adid oder Weiß-der-Teufel welchen Warlord sei, wären sicher noch einige Tausend mehr verreckt. Christoph Sagurna,

zur Zeit Bonn