■ Baseball
: Der Rassismus der Präsidentin

Am drastischsten drückte es Baseball-Altstar Hank Aaron aus, der immer noch den Karriererekord an Homeruns hält und inzwischen Vizepräsident der Atlanta Braves ist: „Es sendet die Botschaft aus, daß wir immer noch in einer Welt der Knechtschaft leben, wo Schwarze nicht besser behandelt werden als vor zwanzig, dreißig Jahren.“ „Es“ ist das Urteil, das das Exekutivkomitee der „Major League“ des amerikanischen Baseball in Sachen Marge Schott fällte.

Marge Schott, 64jährige Besitzerin der Cincinnati Reds, war von mehreren ehemaligen Angestellten beschuldigt worden, fortwährend rassistische und antisemitische Reden zu führen. Außerdem verhindere sie die Einstellung von Angehörigen von „Minderheiten“ im Klub. Ein nicht gerade außergewöhnliches Verhalten im Kreise der Baseball-Eigner, doch Mrs. Schott trieb es besonders arg. Von Spielern sprach sie als „million dollar niggers“, Geschäftspartner titulierte sie als „geldgierige Juden“ oder „Japs“, und auch aus ihrer Sympathie für Adolf Hitler machte sie keinen Hehl. Er sei anfänglich sehr gut für die Deutschen gewesen – „aber er ging zu weit“.

Als die Entgleisungen der Klubpräsidentin ruchbar wurden, drohten Reverend Jesse Jackson und Reverend Al Sharpton damit, einen Boykott gegen die Spiele der Reds zu organisieren. Die anderen „club owners“ sahen sich zum Handeln gezwungen, zumal die Major League gerade in den letzten Jahren emsig bemüht ist, den Ruch des Rassismus loszuwerden. 1947 gab Jackie Robinson zwar als erster Schwarzer sein Debüt in der Eliteliga des Baseball, doch bis 1987, als der „Fall Campanis“ Wellen schlug, betrug die Zahl der Afro- und Hispanoamerikaner, die in den Büros der Klubs arbeiteten, gerade mal zwei Prozent. Al Campanis, Generalmanager der Los Angeles Dodgers, hatte mit seiner Aussage, daß Schwarze „nicht die Voraussetzungen“ hätten, um Manager oder Generalmanager in der Major League zu werden, für einen Skandal gesorgt. Er wurde gefeuert und die Commissioner Peter Ueberroth, Bart Giamatti und Fay Vincent appellierten in der Folge eindringlich an die Klubs, doch bitte vermehrt „Minderheiten“ anzustellen. Tatsächlich stieg deren Anteil bis heute auf rund 17 Prozent. „Zu viele Nigger auf dem Platz“ ist dennoch nach wie vor ein verbreiteter Ausspruch in Klubbesitzerkreisen.

Marge Schott schwor bereits 1987, daß sie niemals einen Afroamerikaner anheuern werde, und sie hielt Wort. Daß eine Krähe der anderen kein Auge auskratzt, zeigte nun die Verhandlung vor dem Exekutivkomitee der Besitzer, die, da es derzeit keinen Commissioner gibt, über eine der Ihren zu urteilen hatten. Die Verhandlung endete mit einer Art Vergleich. Frau Schott wurde für ein Jahr von ihrem Amt suspendiert, muß 25.000 Dollar Strafe zahlen und an einem „multikulturellen Trainingsprogramm“ teilnehmen. Dafür behält sie das Recht, den Spielen der Reds beizuwohnen, allerdings nicht in ihrer gewohnten „owner's box“, und darf ihren „Managerstatus“ behalten, sprich, weiter die Profite aus dem Team einstreichen.

Marge Schott sei „sehr empört und deprimiert“ darüber, daß sie „rausgepickt“ wurde, teilte ihr Anwalt mit, was Hank Aaron aber nicht recht glauben mag. „Ich weiß, daß sich Marge kaputtlacht. Sie hat gewonnen“, grollte er. Andere Beteiligte sehen den Ausgang der Sache nicht ganz so finster. „Ein verantwortungsvoller Schritt“, meinte Jesse Jackson, und Tyrone Yates, schwarzer Stadtrat in Cincinnati, erklärte salomonisch: „Ein trauriger Tag für diejenigen, die eine härtere Strafe wünschten, aber auch ein großer Sprung vorwärts.“ Matti