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Frauenhandel in Bremen

■ Frauen aus Polen nach Bremen gelockt, vergewaltigt und zur Prostitution gezwungen

Die Straftat heißt „schwerer Menschenhandel“, aber dieses Wort verdeckt eher die geschlechtsspezifischen Gemeinheiten und Gewalttätigkeiten. Frauen aus Polen wurden mit Versprechen auf Arbeit nach Bremen gelockt, hier sexuell bedrängt, vergewaltigt, zur Postitution gezwungen und völlig überwacht und abgeschirmt. Die Polizei hat jetzt, nach „langwierigen schwierigen Ermittlungen“, die zum Teil verdeckt durchgeführt wurden, einen 38jährigen Polen in Bremen verhaftet und ihn in Untersuchungshaft gebracht.

Die bisherigen Erkenntnisse faßte die Polizei gestern zusammen: Mitte 1988 begann das Ganze mit Inseraten in polnischen Zeitungen, die verlockende Arbeitsmöglichkeiten in Bremen offerierten. Rund 800 Frauen meldeten sich schriftlich. Arbeit, so die Polizei heute, sei keiner von ihnen vermittelt worden.

Die 19jährige Lebensgefährtin des 38jährigen Verhafteten wurde seit 1991 „zur Ausübung der Prostitution angehalten“, so die Polizei. Der 38jährige warb die Freier mit Annoncen an, die 19jährige mußte ihren Körper in einer Wohnung in der Neuen Vahr Süd verkaufen, „dies wurde von dem 38jährigen akustisch überwacht“.

Mit einem Arbeitsversprechen wurde 1991 eine 20jährige Polin nach Bremen gelockt und hier von dem 38jährigen vergewaltigt. „Derart gefügig gemacht, sollte sie der Prostitution nachgehen“, ihr gelang aber die Flucht. Eine andere junge Frau konnte nicht entkommen. Für sie organisierte der Mann eine Wohnung in Blockdiek und kassierte den Lohn ab. Seine Lebensgefährtin wurde zur Überwachung eingespannt.

Gleich mehrere Haftbefehle gegen den mutmaßlichen Täter wurden auf Antrag des Bremer Dezernats zur Bekämpfung sexueller Gewalt gegen Frauen erlassen, wegen Menschenhandels, Vergewaltigung, Zuhälterei und sexueller Nötigung. Die Polizei befürchtet, daß sich weitere Opfer wegen möglicher Sprachschwierigkeiten nicht an die Polizei oder andere Personen gewandt haben. Hinweise nimmt die Kripo unter Tel. 362-6666 entgegen. S.P.

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