Neue MVA in den Hafen?

■ Behördenpapier: Hamburgs Müllprobleme viel größer als angenommen

viel größer als angenommen

Die Müll-Deponie Schönberg in Mecklenburg-Vorpommern gilt seit langem als Gefahr für die Umwelt. Erst gestern wieder haben die Grünen Strafanzeige gegen die Betreiber gestellt, weil sie herausgefunden haben wollen, daß giftiges Sickerwasser über unterirdische Rohre in das Trinkwasserreservoir der Stadt Lübeck geleitet wird.

Hamburg plant eigentlich, ab 1995 keinen Müll mehr dorthin zu schicken. Doch die dafür vorgesehenen Vorgaben im Abfallwirtschaftsplan 1989 sind offenbar längst Makulatur. Die Elbmetropole produziert mehr Müll als vorgesehen und bekommt spätestens 1997 massive Probleme. Das geht aus einer noch vertraulichen Drucksache der Umweltbehörde hervor, die kommenden Dienstag im Senat behandelt werden soll.

Zunächst einmal ist die Stadt gewachsen, hat mehr Einwohner, die pro Kopf auch mehr Müll produzieren (355 Kilo im Vergleich zu 331 Kilo im Jahr 1980). Aufgrund der guten Konjunktur ist auch der Gewerbemüll nicht weniger geworden. Dazu kommt, daß die geplanten Anteile nutzbarer Verbrennungskapazität in der Müllverbrennungsanlage Stapelfeld (MVA) deutlich geringer sind als geplant. Außerdem, so fürchten die Experten der Umweltbehörde, wird die geplante neue Deponie Höltigbaum aufgrund neuer Verordnungen nicht mehr genehmigungsfähig sein.

Auch das umstrittene Duale System bringt keine Lösung. Nach Abzug der verwertbaren Stoffe wie Biomüll, Glas, Papier und Metall geht die Umweltbehörde in dem Papier davon aus, daß eine Restmüllmenge von minimal 830000 Tonnen, wahrscheinlich sogar 950000 Tonnen pro Jahr bleibt. Dem stehen aber nach Wegfall der Kapazitäten von Schönberg nur 760000 Tonnen Entsorgungskapazität gegenüber. Daraus ergibt sich ein „Fehlbedarf“ von mindestens 70000 bis 190000 Tonnen im Jahr 1997. Die Umweltbehörde fordert daher die Erweiterung der MVA- Kapazitäten. Entweder durch Erweiterung der MVA-Stapelfeld oder aber durch den Bau einer neuen Anlage, für die „der Hafen als möglichster bester Standort“ in Frage käme. kaj