„Wir gingen fremd“

■ Großer Bremer Faschings-Samba-Umzug endete Samstag Nacht im Schlachthof bei dem Faschings-Foto bitte den schwarzen Bildrahmen abeschneiden

Am Samstag kreischten die Kinder auf der Straße, vor Freude oder aus Angst — und die Alten schwangen die Hüften. Bunt und laut ging's her, beim Bremer Karneval, der sich fast zwei Stunden lang durch das Viertel bis zum Marktplatz tanzte, trommelte und schrie. Vor acht Jahren gab es das zum ersten Mal: Da zog ein kleines Trüppchen Samba- Unentwegter zur Faschingszeit durch's Ostertor. Mit Pauken, Trommeln und Trompeten rüttelte Samba Confusao damals das Viertel auf: Das hatte bis dahin gar nicht gewußt, was Karneval bedeutet — so hoch im Norden, so weit vom rheinländischen Epi-Zentrum.

Aber Samba ist ein afro-brasilianischer Rythmik-Bazillus, der alle ergreift, die ihm zu nahe kommen. Und deshalb kamen jedes Jahr mehr: Zum Umzug mit dem umstrittenen Motto „Wir gehen fremd“ waren rund 20 verschiedene Gruppen erschienen, von der Erzeugergemeinschaft im Hühner-Dress über die Prostituierten-Selbsthilfe Nitribitt bis zu den Blaumeiers als männliche Nackt-Bäuche und dem Freiraum-Theater im Basler-Look.

Von überallher waren die Sambas für den Auftritt angereist: Ramba-Samba, Samba- Libre, Samburgo, und wie sie alle heißen. Dabei waren auch die „Galinhas-Tours“, die einzige (bremische) Frauen-Samba-Erscheinung diesen Jahres. Als Safari-Truppe gingen sie mit schriller Begeisterung fremd. Das Spektakel feierte seinen Höhepunkt im Schlachthof: Bis fünf Uhr früh bebten die Gemäuer und zuckten die Leiber zu den heißen Rythmen. „Nächstes Jahr gibt es das wieder“, verspricht Martin Sasse, einer der ehrenamtlichen Spaß-Organisatoren. ede