Baucollage auf der Stralauer Halbinsel

■ Kooperatives Verfahren für die Wohnungen der "olympischen Familie" entschieden / Räumliches Strukturkonzept des Berliner Architekten Klaus Theo Brenner bildet Grundlage der Rahmenplanung

Berlin. Bei der Umgestaltung der Stralauer Halbinsel zum möglichen Wohnort für die „olympische Familie“ im Jahr 2000 will sich die landeseigene „Entwicklungsgesellschaft Rummelsburger Bucht“ (ERB) die baulichen Rosinen aus dem gestern vorgestellten Gutachterverfahren für das selbige Gelände picken. Für die Bebauung des 1,3 Millionen Quadratmeter großen Areals zwischen Ostkreuz, dem Kraftwerk Klingenberg und der Spree für rund 6.000 Wohnungen und rund 15.000 Arbeitsplätze soll das räumliche Strukturkonzept des Berliner Architekten Klaus Theo Brenner die Grundlage für die Entwicklungsmaßnahmen bilden. Die Jury des kooperativen Gutachterverfahrens kam darüber hinaus zu dem Ergebnis, daß zwei weitere Planungsbüros an dem Bauprogramm beteiligt werden müssen.

Brenner stellte sein Konzept unter das Motto „städtische Landschaft“: Die Spree werde zum „bewegenden Element“ des künftigen Städtebaus. Das Gebiet soll nicht flächig bebaut werden, Brenner teilt es in zahlreiche „Architekturinseln“ auf. Entlang eines Stadtparks westlich des Ostkreuzes reiht er Wohnbauten auf, unmittelbar neben der Bahn schließen sich Hochhäuser für Büros an. Die Wohnungen auf der Stralauer Halbinsel werden in Blöcken ausgeführt, die die existierende Stadtstruktur jenseits der Bahnlinie auf die Insel verlängern.

„Der Vorschlag Brenners“, sagte Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer, „bildet die Grundlage der Rahmenplanung. Das Gelände wird aus einer Collage mit Arbeiten der anderen Architekten ergänzt werden.“

Die differenzierte Collage wird sich aus sieben Teilen zusammensetzen, darunter aus Plänen des Amsterdamer Architekten Herman Hertzbergers für schlanke Wohnzeilen auf der Stralauer Halbinsel. Die Entwürfe des spanischen Teams Martorell/Bohigas sollen für die Bebauung des östlichen Gewerbegebiets Anwendung finden. Das Brennersche Konzept der „Stadtinseln“ biete sich förmlich an, städtebauliche Leitgedanken anderer Gutachter miteinzubeziehen. Für ein Vorhaben von dieser Größe, ergänzte Hassemer, sei es natürlich, daß mehrere Architekten herangezogen werden. Von den fünf am Verfahren beteiligten Planerbüros konnten sich das Team Albert Speers/Frankfurt und die Londoner Architekten John Worthington und Kenneth Baker nicht durchsetzen. Das brachliegende Stück Stadt an der Rummelsburger Bucht wird nach Ansicht des Geschäftsführers der ERB, Bernd Cronjaeger, ein neuer Wohnort werden, der die Modernisierung des Ostkreuzes nach sich ziehen wird. Die Aufgabe der Entwicklungsgesellschaft bestehe nun darin, das Gelände als Entwicklungsgebiet auszuweisen, um Investoren zu gewinnen. Die Kosten für Berlins „Beitrag zum neuen urbanen Städtebau“ schätzte Hassemer – ohne die Gelder für die Sanierung der Altlasten – auf „über fünf Milliarden Mark“. Rolf Lautenschläger