■ Mit dem Kaffeemarkt auf du und du
: Kokain statt Kaffee?

Rio de Janeiro (taz) – Die Bemühungen um den Abschluß des Internationalen Kaffeeabkommens sind in der vergangenen Woche in London erneut gescheitert. Diesmal jedoch liegt der schwarze Peter nicht beim weltweit größten Kaffeeproduzenten Brasilien, sondern bei den Vereinigten Staaten, größter Kaffeekonsument.

Nach Angaben von Rubens Barbosa, Leiter der brasilianischen Delegation, zeigten sich die europäischen Länder angesichts des Preisverfalls des „grünen Goldes“ flexibler, während die Amerikaner auf den Spielregeln des „freien Marktes“ bestanden.

Knackpunkt der Verhandlungen ist das sogenannte „Auswahlprinzip“. Nach dem Willen der USA werden danach die verschiedenen Kaffeesorten in unterschiedliche Preisklassen eingeteilt. Die jeweilige Nachfrage bestimmt die Höhe der Einfuhrquoten. Übersteigen die Preise einen bestimmten Grenzwert, wird im Gegenzug die Einfuhrquote für die jeweilige Sorte heraufgesetzt. Sinken die Preise unter ein bestimmtes Niveau, wird der Import gebremst.

Brasilien und Kolumbien stimmten dem Auswahlprinzip im allgemeinen zu, doch verlangten sie eine Revision des Abkommens nach einem Jahr. Die beiden größten Kaffeeproduzenten wollen dadurch überprüfen, ob das von den USA vorgeschlagene neue Verfahren wirklich den enormen Preisverfall der vergangenen Jahre aufhalten kann. Die USA hingegen bestehen auf dem automatischen Wechselspiel zwischen Nachfrage, Einfuhrquote und Preisniveau und weigern sich, nachträglich Korrekturen vorzunehmen.

Seit dem Scheitern des Internationalen Kaffeeabkommens im Jahr 1989 sind die Preise für das „grüne Gold“ systematisch in den Keller gerutscht. Als die Tonne Kaffee im vergangenen Jahr für 670 Dollar auf dem Weltmarkt gehandelt wurde, stieg Costa Rica vorübergehend aus dem Exportgeschäft aus und bat Brasilien und Kolumbien, allerdings ohne Erfolg, ebenfalls die Ausfuhren für unbestimmte Zeit zu unterbrechen. Statt dessen warfen Indonesien und die westafrikanische Republik Elfenbeinküste beachtliche Mengen von Kaffee auf den Weltmarkt.

Die nächste Verhandlungsrunde der Internationalen Kaffeeorganisation (IOC) ist für Ende März in London vorgesehen. Für den amerikanischen IOC-Verhandlungsführer Myles Frechette ist der Termin mit einer großen Gruppe von Entwicklungsländern wegweisend für den Kurs der neuen US-Regierung Clinton gegenüber der „Dritten Welt“. Sollte es erneut zu keiner Einigung kommen, werden die Kaffeebauern aus Kolumbien, Peru, Bolivien und Guatemala auch weiterhin vermehrt zum gewinnträchtigeren Koka-Anbau übergehen, denn für das „weiße Gold“ können sie auf dem amerikanischen Markt höhere Absatzpreise erzielen. Astrid Prange