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»Wir hatten keine Angst«

Zum Beispiel Bialystok: Tausende von Menschen wurden von Wehrmacht, SS und Gestapo in die Synagoge von Bialystok getrieben und verbrannt. Die Überlebenden der jüdischen Bevölkerung in der polnischen Textil-Industriestadt 180 Kilometer nördlich von Warschau wurden in ein Getto gesperrt, jeglicher Rechte beraubt, von der Versorgung abgeschnitten und der deutschen Willkür ausgeliefert. Nicht klamme Berufsbetroffenheit, sondern historische Spurensuche betreibt die Journalistin Ingrid Strobl in ihrem Dokumentarfilm Mir zeynen do, in dem sie ihre Gespräche mit jüdischen Widerstandskämpferinnen aus Bialystok zusammengefaßt hat. Eine von ihnen war Chaika Grossman. Sie hatte gerade ihr Abitur gemacht und sah der Zukunft neugierig und lebenshungrig entgegen, als in der Nacht der Abiturfeier die Deutschen in Bialystok ankamen, um es wie tausende andere Städte und Dörfer mit Haß, Terror und Wahnsinn zu überziehen. Chaika Grossman war eine der „Medjdalach“, der Mädchen, die den Widerstand gegen die endgültige Liquidierung des Gettos mittrugen und später die Partisanen in den Wäldern um Bialystok mit Informationen, Waffen und Nahrung versorgten. „Seit 1941 wußten wir, daß die verschleppten Juden umgebracht wurden — noch bevor es Gaskammern gab“, erzählt die spätere Alterspräsidentin des israelischen Parlaments im heutigen Bialystok. „Wir waren Mädchen und deshalb für die Besatzer weniger verdächtig als Männer“, aber die „Mädchen“, die von den Deutschen verhaftet wurden, traf dasselbe Schicksal wie die Männer: Sie wurden umgebracht. Die „Medjdalach“ aber wollten eher in ihrer Stadt sterben, als wehrlos in den Gaskammern zu sterben. jk

(B-Movie, So., 21.2., 20 und 22 Uhr)

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