Kinderlein, kommet ins Kino

■ Das Neue Kommunale Kino, Kino 46, hat ein neues Kinderkino-Klientel im Waller Medienzentrum

Wenn es auch nicht Dekla heißt, wie sein erster und einziger Kino-Vorgänger in Walle, so doch „Kino 46“, nach der Hausnummer seines neuen Standortes in der Waller Heerstraße: Das Kommunale Kino befindet sich in einem sachten Anpassungsprozeß an die Gegebenheiten seines neuen Standortes und hat das auch dringend nötig.

Speziell das kommunale Kinder- und Jugendkino könnte und müßte die Chance nutzen, die in dem Umzug vom Gastgeber „Cinema“ (Steintorviertel) ins Waller Medienzentrum liegt. In den 70er Jahren gegründet lief der Besuch des samstäglichen Kinderkinos im KoKi nämlich nur solange recht gut, bis die „Schauburg" 1990 ihrerseits ein Kinderprogramm anbot, täglich und mit den neuesten Produktionen. Da kam das KoKi nicht mehr mit. Nicht nur, weil es sich Erstaufführungen nicht leisten kann, sondern auch wegen der krass verstärkten Drogenszene direkt vorm Eingang.

In Walle geht es ruhiger zu Nur der „Brodelpott“ bietet eine Kindervideo-Alternative und der Weg in die Innenstadt ist weit für die kleinen Kinogänger. Diese aber haben noch keinen so rechten Sinn für Retrospektiven auf den Kinderfilm der 50er Jahre entwickelt oder anspruchsvolle Themenreihen. Sie lieben immer noch „Kevin allein zuhaus“ und den Bremen-Renner „(Weser-)Flußfahrt mit Huhn“ (wie der gute Besuch bei der Eröffnungsfeier zeigte), und sie sind wild auf In-Filme, über die man in der Klasse spricht.

„Doch“, sagt Alfred Tews, der zuständige Kinderfilmplaner im KoKi, „wir werden Filme zeigen, die Spaß machen und wir werden Kompromisse eingehen. Aber wir wollen auch nicht unseren Anspruch aufgeben, die üblichen Konditionierungen zu durchbrechen. Wir wollen andere Filme anders zeigen.“

Das ist schön. Erstaunlicherweise läuft der aktuelle Film „Die Distel“, ein deutscher Spielfilm über eine kleine Dedektivin, gut an, mit durchschnittlich 50 BesucherInnen pro Vorstellung. Offensichtlich hat das Kinderkino in Walle Vorschußkredit, und eine verstärkte Werbung mit Programmblättern für die Haushalte, Läden und Bibliotheken kann das Level vielleicht halten.

Vielleicht. Wenn nicht nur freitags und samstags, sondern unbedingt gerade sonntags Vorstellung ist. Wenn die Schulen für Gruppenvorführungen angesprochen werden, damit möglichst viele Kinder und Jugendliche das neue Kino wahrnehmen. Wenn es gelingt, eine Planungsgruppe aus jungen Kinogängern zu entwickeln, die eigene Programme zusammenstellen. Und wenn das Filmfestival im September mit dem Theme „Amerika“ in ähnlich guter Zusammenarbeit mit dem Kinderhaus im Lagerhaus läuft, wie letztes Jahr das Afrika-Fest.

Es soll so sein, wenn es nach Alfred Tews Wünschen geht. Es muß so sein, wenn das Neue Kommunale Kino eine Anlaufstelle für die kinokulturellen Bedürfnisse der Waller Kids werden soll. Eine schöne Herausforderung. Cornelia Kurth