Ärzte-Kritiker Huber bleibt Präsident

Berlin. Ellis Huber, reformfreudiger Kritiker des Gesundheitswesens, überstand in der Nacht zum Donnerstag vor der Delegiertenversammlung der Ärztekammer einen Mißtrauensantrag der konservativen Opposition. Huber hatte sich im Streit um das kürzlich in Kraft getretene Gesundheitsstrukturgesetz (GSG) mit der Androhung seines Rücktritts weit vorgewagt – ein Verhalten, das er am Mittwoch selbstkritisch als „politischen Fehler“ einstufte.

Zu offensichtlich hatte Huber seine Bedeutung überschätzt, als er vor Monaten in einem Brief an Gesundheitsminister Seehofer seinen Rücktritt androhte. Verhindern wollte der Fürsprecher einer auf die persönliche Beziehung zwischen Arzt und Patient basierenden Medizin mit seinem Schritt, daß im GSG die Zulassungsfreiheit der Ärzte eingeschränkt wurde.

Genau das aber gelang ihm nicht: Das seit Jahresbeginn geltende Gesetz hat zur Folge, daß sich auch in Berlin praktisch keine neuen Kassenärzte niederlassen können – und verbaut dem Medizinernachwuchs so den Berufseinstieg. In der Niederlage aber wollte Huber seine Drohung nicht wahrmachen und blieb im Amt.

Die konservative Opposition hatte Huber übelgenommen, daß er einer Gesundheitsreform stets das Wort geredet und die Stoßrichtung des Seehofer-Gesetzes zur Eindämmung der Milliardenkosten unterstützt hatte. So bot die Rücktrittsdrohung und Hubers Behauptung, Ärzte würden „Prämien für Medikamente“ annehmen, die Gelegenheit für den Mißtrauensantrag. Bevor die Delegierten diesen mit 34 gegen 22 Stimmen (fünf Enthaltungen) ablehnten, hatten konservative Delegierte Huber mit herben Attacken auf seine Person („Feigling“, „Lügner“) in Rage gebracht. mon