Schluß für frommen Jazz?

Die „Jazzwelle-Plus“, Hamburgs kleinster Privatsender, entwickelt sich zum Sorgenkind der Hamburgischen Anstalt für neue Medien (HAM). Thema der letzten HAM- Vorstandssitzung: Der Zwist zwischen dem Jazzsender und der Nordelbischen Kirche. Denn Geschäftsführerin Sabine Nagel-Heyer nahm letzte Woche die wöchentliche Kirchensendung aus dem Programm und erteilte den beiden RedakteurInnen Sendeverbot.

„Die Musikfarbe paßte nicht ins Konzept der Sendung,“ erklärte Frau Nagel-Heyer die Maßnahme. Außerdem habe sie die Mitarbeit eines Journalisten gestört, den sie bereits wegen anderer Kontroversen gefeuert hatte. Da läßt sie nicht mit sich spaßen. Laut eigener Aussage kommt sie bei nicht genehmer Musik auch mal höchstpersönlich mit eigenen CDs ins Studio. Und die „Jazzmusik Gottes“ schien wenig ins Konzept des „easy listening Jazz“ zu passen, mit dem auf Anraten eines Programmberaters der defizitäre Sender kommerziell geliftet werden soll.

Die geschaßte Redakteurin Rita Weinert pocht jedoch auf ihre redaktionelle Autonomie, „zumal ich ja gar nicht von der Jazzwelle angestellt bin.“ Tatsächlich wird die theologische Stunde der „Jazzwelle“ von einem „Hamburger Medienbüro“ im Auftrag der Nordelbischen Kirche produziert und finanziert. Die Jazzwelle stellt nur den Sendeplatz. Dazu ist sie laut Hamburgischem Mediengesetz, das eine Berücksichtigung christlicher Themen festschreibt, verpflichtet. Eine ersatzlose Streichung brächte also die Sendelizenz in Gefahr.

Sebastian Borg, Stadtpastor und Vorgesetzter der theologischen Radiomacherinnen unterbreitete Frau Nagel-Heyer einen Kompromißvorschlag. Eine personelle Umbesetzung ist darin aber nicht enthalten: „Da haben wir gute Leute.“ In der HAM hätte man es gerne friedlicher. Vizechef Jene: „Die Probleme liegen wohl im zwischenmenschlichen Bereich.“ Martin Busche