Spanische Japaner mit deutscher Sauberkeit

■ Fernöstliches Managment bei der VW-Tochter Seat/ 20 Prozent Umweltschutz

Barcelona (dpa) – Läge im Zentrum nicht der einem südländischen Marktplatz nachempfundene Pausenhof mit Bänken, Pergola und Brunnen, niemand käme auf die Idee, daß diese Fabrik in Spanien liegt.

Das neue Seat-Werk in Martorell bei Barcelona ist nach fernöstlichem Erfolgsmuster gestrickt. König Juan wird es heute mit einer spanischen Zeremonie einweihen. Aber Japan stand Pate bei der Arbeitsphilosophie, für die der technische Direktor Clive Griffiths verantwortlich ist. Er hat Erfahrungen bei Nissan in Großbritannien gesammelt. Teams von je 18 bis 25 Personen und tägliche Manöverkritik sollen die Arbeit rationalisieren.

Griffiths hatte sich vor allem mit den britischen Gewerkschaften angelegt. Nun soll er die spanischen Manager das Fürchten lehren. Nach japanischem Vorbild wurde in Martorell auch die Fertigungstiefe konzipiert. Rund 70 Prozent des Werts des Autos wird außerhalb der Fabrik hergestellt. Geliefert wird Just in Time aus einem 2,5Kilometer entfernten Zentrum mit 15 Firmen, die 30 verschiedene Komponenten erzeugen und über einen Datenverbund ständig wissen, was gerade benötigt wird.

Revolution auch an den Montagebändern: Bei Unterbodenarbeiten muß niemand die Arme in die Höhe recken oder sich bücken. Das Fahrzeug wird automatisch auf die Seite gekippt. Und die monotonen Karrosserie-Schweißarbeiten erledigen zu 85 Prozent Roboter.

Aber auch die deutsche Seat- Mutter VW hat mitgeredet. 20 Prozent der Investitionen von 3,4 Milliarden Mark, so heißt es, seien ökologischen Maßnahmen zugute gekommen. Dazu gehören eine eigene Wasseraufbereitungsanlage, Abgasreinigung und der Einsatz umweltfreundlicher Farben in der Lackiererei. „Die Fabrik gibt das Wasser fast sauberer an den Llobregat-Fluß ab, als es entnommen wird“, freut sich ein Werkstechniker. Und verbraucht werde nur soviel kostbares Wasser, wie in Spanien ein „500-Seelen-Dorf“ zur Verfügung hat.

Zwar ist in Barcelona schon Kurzarbeit angeordnet, aber das Managment hofft, die gegenwärtige AutoKrise sei schon im nächsten Jahr überwunden. Dann sollen in Martorell 6.000 Arbeitskräfte täglich 1.500 Autos herstellen. 80 Prozent davon sind für den Export bestimmt. Gisela Mackensen