Schon vor dem Start droht die Abwicklung

■ Qualifizierungsprojekt für Tischlerinnen und Ingenieurinnen steht wegen Finanzierungsproblemen vor dem Ende, bevor es richtig losgehen kann

Weißensee. Das Frauenprojekt „Baufachfrau“, das die Chancen des weiblichen Geschlechts auf dem Arbeitsmarkt verbessern soll, droht zu scheitern. Zum 1. März wollte der gemeinnützige Verein nach zweijähriger Versuchsphase in der Mayerbeerstraße 36/40 mit der Qualifizierung von Tischlerinnen und Ingenieurinnen beginnen. Doch momentan weiß niemand, wie es weitergeht.

„Seit September 1992 liegen beim Arbeitsamt VII die Anträge für das Projekt auf dem Tisch. Doch wir wurden immer wieder vertröstet“, klagt Bärbel Herling, Leiterin der Geschäftsstelle von Baufachfrau e.V. 37 neue ABM- Kräfte sollten zum Monatsbeginn eingestellt werden, 22 für ein Wasserprojekt von Ingenieurinnen, 15 für eine Tischlerinnenwerkstatt.

„Am 24. März trifft sich der ABM-Ausschuß“, erklärt Anne Katrin Caulder, Sprecherin des Arbeitsamtes VII. Es komme schon einmal vor, daß Anträge lange Zeit nicht bearbeitet werden. Seitdem zum 1. Januar von der Bundesregierung die Gelder für Arbeitsbeschaffung gekürzt seien, würde nicht mehr alles genehmigt, so Frau Caulder.

„Mir wurde versprochen, daß ich zum 1. März als festangestellte Tischlerin hier anfangen kann“, berichtet Sötkin Godau. Zur Zeit arbeite sie noch auf ABM, jetzt sollte sie als „Anleiterin“ für die Kolleginnen tätig werden. „Wenn das Projekt nicht genehmigt wird, stehe ich auf der Straße“, fürchtet die 31jährige. Auch der Meister und Chef über die Tischlerinnen, der einzige Mann in dem 980-Quadratmeter-Komplex, könnte ohne baldige Entscheidung nach zwei Monaten wieder die Koffer packen. „Arbeitslos“, meint Michael Kannengießer schulterzuckend über seine Zukunft.

„Es ist voreilig, die Pferde scheu zu machen“, beschwichtigt Bettina Martin, Sprecherin der Senatsverwaltung für Arbeit und Frauen. „Es liegt weder eine Zu- noch eine Absage vor.“ Auch die Senatsfrauenverwaltung finanziert das Projekt. „Wir bezahlen sämtliche Personal- und Sachkosten des Vereins sowie Lohnkostenzuschüsse für vier Stellen“, berichtet die Sprecherin von Bürgermeisterin Christine Bergmann (SPD). Außerdem hat die Senatsfrauenverwaltung alle Maschinen bezahlt. Modernste Technik wurde angeschafft: Hobel- und Fräsmaschinen, eine Bandsäge, etliche Drehbänke sowie eine Abzugsanlage. Falls das Projekt schließe, bedeute dies nicht, daß alle Geräte verkauft würden. „Die kann man auch anderweitig verwenden“, so Bettina Martin. Peter Thun