"Wir müssen die Jäger zur Strecke bringen"

■ Anzeige wegen "Volksverhetzung": Erboste Jäger greifen zu großem Kaliber gegen Tierschützer-Flugschrift

: Erboste Jäger greifen zu großem Kaliber gegen Tierschützer-Flugschrift

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2å Ist der Slogan: „Wir müssen die Jäger zur Strecke bringen“, Volkverhetzung? Mit dieser Frage befassen sich der Hamburger Staatsschutz und die Staatsanwaltschaft,

weil aufgebrachte Jäger die Strafverfolger auf die Tierschützer von „Bürger gegen Jäger“ hetzen. Die stolzen Jäger nennen sich „Anwälte der Wildtiere“ und hängen sich Ge-

weihe und Schädel an die Wand. Das Abknallen als Sport und Selbstbefriedigung zu bezeichnen macht die Herrschaften in der grünen Tracht immer ungehaltener.

Das erlebt nun auch Ulrich Kronberg vom Hamburger „Verein Tiere e.V“ und der Initiative „Bürger gegen Jäger“. Auf Flugschriften zeichnete er als presserechtlich Verantwortlicher. In den Schriften wird die Zunft zwar hart, aber sachlich attackiert: „Sportlicher Ehrgeiz ist die Triebfeder. Jäger sind Schlächter: Mindestens vier Millionen Einzeltiere und die gleiche Zahl verletzter und verstümmelter Tiere bilden die ,Ernte‘.“ Daher hätte auch der Deutsche Naturschutzring den Deutschen Jagdschutzverband ausgeschlossen.

In einer Kampagne prangern die „Bürger gegen Jäger“ an, daß die Jäger Tiere tyrannisieren, verletzen, verstümmeln, töten und mit Tausenden Tonnen Blei die Natur verseuchen. Sie würden aus Spaß auf lebende Wesen schießen, ganze Arten ausrotten oder Arten aus tierquälerischer Massenhaltung aussetzen, um sie gleich wieder zu vernichten. Fazit: „Wir müssen die Jäger zur Strecke bringen.“

Das Ermittlungsverfahren ist nicht das erste gegen den Verein. Oberstaatsanwalt Rüdiger Bagger: „Es gab bereits ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Aurich wegen Beleidigung und Aufforderung zu einer Straftat, das ist aber von uns eingestellt worden.“ Nach Auffassung der Hamburger Anklagebehörde enthielt die Broschüre keine konkrete Aufforderung, irgendeinem Jäger ans Leder zu gehen.

Doch die Jägerschaft gibt nicht auf. Ein Waidmann brachte kürzlich den „Verdacht der Volksverhetzung“ zur Anzeige. Der Hamburger Staatsschutz nahm zwar die Ermittlungen auf, gab die Akte aber schnell zur Staatsanwaltschaft zurück. Denn im Präsidium gibt es durchaus Stimmen, die die Losung der Tierschützer richtig finden. Ein Beamter zur taz: „Die haben ja recht.“ Und Rüdiger Bagger: „Es muß jetzt erstmal geprüft werden, ob nicht schon längst eine Verjährung eingetreten ist.“ Kai von Appen