Scientolocaust

■ Scientology-Kirche sieht sich auf dem Weg nach Buchenwald / Eine Broschüre der Scientologen nebst einer Fahndungsliste

Scientolocaust

Scientology-Kirche sieht sich auf dem Weg nach Buchenwald / Eine Broschüre der Scientologen nebst einer Fahndungsliste

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Der Vampyr

Die Scientologen stehen unter Druck: Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht über die obskuren Praktiken der weltweit operierende Sekte berichtet wird. Ausgestiegene Kirchenanhänger berichten von Gehirnwäsche und Psychoterror. Von In

nenpolitikern bis zu den Sektenbeauftragten der anerkannten Sekten wie evangelische oder katholische Kirche — überall geht die Furcht um, die Heilsversprechen könnten verfangen. Betrieb und Behörden fürchten sich vor der Unterwanderung: Eines Tages wacht der Amtsleiter auf und ist umstellt von ferngesteuerten Psychowracks.

Nun hat die Scientology Church zurückgeschlagen. In der letzten Woche flatterte eine gut fünfzig Seiten starke Broschüre in die Redaktionsstuben: „Hass und Propaganda, Sanktioniert von den Medien und Behörden — Dokumentation einer Hetzkampagne gegen die Scientology-Gemeinschaft“, im Hintergrund ist ein SA-Mann mit einem Boykottplakat vor einem jüdischen Geschäft, im Vordergrund sind demonstrierende Neonazis mit Reichskriegsflagge zu sehen. Grölend und den Arm zum Hitlergruß gereckt. Soweit zum Cover, feinstes Papier. Und auf der ersten Seite ist Martin Niemöller mit seinem Gedicht „Als die Nazis die Kommunisten holten“ verewigt, dann: „Eine Gegenüberstellung: Antireligiöse Propaganda damals und heute“.

Die „Dokumentation“, die dann auf über vierzig Seiten ausgebreitet wird, folgt immer demselben Strickmuster: Damals hetzte der Stürmer gegen die Juden, heute hetzt die Presse gegen die Scietology-Kirche. Linke Seite damals, rechte Seite heute.Früher: stolz deklarieren sich deutsche Dörfer im „Stürmer“ als „judenfrei“. Heute: schreibt die BildWoche die Schlagzeile „Wie mutige Bürger die gefährliche Sekte aus ihrem Dorf verjagten.“ Im Stürmer werden die Juden als die Spinnen im Netz der Intrigen gezeichnet und heute die Scientologen im Magazin Zivot. Aha.

Vom Spiegel bis zum kleinsten Anzeigenblättchen in der Provinz — alle sind dabei bei der Hetze gegen die Scientologen. Und die Suggestionskraft der Broschüre ist nicht zu bestreiten. Geschickt werden Parallelitäten in der Bildsprache und in den Überschriften so montiert, daß der unbedarftere Leser zu dem Schluß kommen muß, da seien journalistische Dunkelmänner vom selben Kaliber am Werk. Was das einfache Strickmuster der Broschüre verläßt, das sind wiederkehrende Kästchen. Und die haben es in sich: Da werden unter schlecht gerasterten Paßfotos, die immer den Geruch von Konspiration verströmen, Kurzportraits von Menschen verbreitet, die die Scientologen als ihre Feinde ausgemacht haben.

„Nach der WDR-Sendung über die Scientology Kirche im

hier Kampf den

Psycho-Kulten

April dieses Jahres wurde ich wegen meiner Religionszugehörigkeit fristlos aus meinem Arbeitsverhältnis entlassen.“ Den Abschluß bilden ans Herz gehende Berichte von Scientologen, die wegen ihrer Zugehörigkeit zur Sekte verfolgt wurde, unterge

mixt Auszüge aus anonymen Drohbriefen. Dann wird noch einmal das Grundgesetz zitiert und ganz am Ende steht eine Kontaktadresse: MUT — Mitbürger unterstützen Toleranz, Initiative scientologischer Bürger. Jochen Grabler