Im Morast festgesetzt

■ Altenwerder: Polizeijagd auf Bauwagenbewohner / Bus war zu schwer

/ Bus war zu schwer

Altenwerder ist ein schönes Fleckchen Erde — viel Grün und Platz zum Spielen für Hunde und Kinder. Das dachten sich auch einige BewohnerInnen des überfüllten Bauwagenplatzes an der Gaußstraße und zogen Dienstag mit Kind und Kegel in das Elbdörfchen. Doch mit der ländlichen Idylle ist es nun vorbei: Seit Freitag macht die Polizei Jagd auf die rollenden Unterkünfte.

Zunächst hatte das Amt für Strom- und Hafenbau (S&H) noch Zurückhaltung signalisiert. Gegenüber dem GALier Peter Mecklenburg erklärten Vertreter am Freitag, daß die sechs Bauwagen bis zum heutigen Montag geduldet werden. Plötzlich die harte Tour: Strafantrag. Noch am Freitagabend rückte ein polizeiliches Großaufgebot mit schwerem Räumgerät an und zog die Wagen auf einen abgelegenen Parkplatz.

„Die haben uns keine 15 Minuten Zeit gegeben“, beklagt ein Bewohner. „Dann haben sie einfach Wasser in unsere Öfen gekippt.“ Es sei Mobiliar und Spielzeug der Kinder einfach auf einen Müllhaufen geworfen worden. „Wir wollten mit ihnen einen Vertrag abschließen, indem wir zusichern, wieder abzuziehen, wenn in ein paar Jahren gebaut wird.“

Doch die Polizei hatte sich mit ihrer Blitzaktion verrechnet. Im tiefen Schlamm gelang es dem Abschlepper nicht, den letzten Wagen, einen umgebauten Linienbus aus dem Morast zu ziehen, den die Punks mit einem Trecker auf die Wiese gezogen hatten. Auch ein heranbeorderter Allrad-LKW versagte, nachdem Polizisten die Punks weggetragen hatten, die sich schützend vor den Bus gesetzt hatten. Und die alarmierte Feuerwehr winkte ab und stellte verdutzt die Frage, die sich vorher schon viele Polizisten gestellt hatten: „Warum das Ganze heute Abend?“

Seither liefern sich Polizei und Punks ein Katze-und-Maus-Spiel. Immer wenn sich ein Trecker in Bewegung setzt, beginnt die Jagd auf's Neue: Einem Einsatzleiter wurde es in der Nacht zum Samstag zu bunt, er wollte am liebsten alle BewohnerInnen einbuchten, damit seine Leute ins Warme einrücken können.

Die BauwagenbewohnerInnen fordern, daß ihnen ein Gelände in Hamburgs Süden zugewiesen wird. „Die haben Angst, daß sich durch unsere Anwesenheit das Planfeststellungsverfahren verzögert.“ Denn S&H-Mitarbeiter warfen Peter Mecklenburg vor, die Punks zu benutzen, um die Hafenerweiterung zu stoppen. Um Ruhe zu haben, bot ein S&H-Vertreter den Punks sogar Wohnungen an. Eine Bewohnerin kontert aber: „Wir haben 'ne Wohnung, wir brauchen 'nen Platz.“ Kai von Appen