Wieder mehr Folter in Algerien

■ ai-Bericht über schwere Menschenrechtsverletzungen

London (AFP) – In Algerien haben Folter und andere Verletzungen der Menschenrechte seit der Verhängung des Ausnahmezustandes im Februar 1992 drastisch zugenommen. Dies geht aus einem gestern veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) hervor. Darin heißt es, seitdem seien etwa 9.000 Menschen festgenommen worden, die unter dem Verdacht standen, islamistische Aktivisten zu sein. Tausend von ihnen seien gegenwärtig inhaftiert. Etwa 300 Menschen, „manchmal einfache Passanten“, wurden ai zufolge bei Demonstrationen gegen die Regierung getötet.

In dem Bericht heißt es weiter, 270 Polizisten und etwa 20 Zivilisten seien von „Gruppen der bewaffneten Opposition“ getötet worden. ai verurteilte diese Handlungen, betonte aber, dies dürfe nicht als Rechtfertigung für die Verletzungen der Menschenrechte durch die Regierung dienen.

ai versicherte, ihr lägen zahlreiche Zeugenaussagen vor, die die Folterungen in den Gefängnissen bestätigten. Zwischen 1989 und der Verhängung des Ausnahmezustandes habe es beinahe keine Folterungen mehr gegeben. Danach sei damit wieder begonnen worden. In den letzten vier Monaten des vergangenen Jahres habe die Zahl der Folterungen rapide zugenommen. Besonders häufig werde eine Foltermethode angewandt, bei der dem Opfer ein mit Chemikalien getränkter Lappen in den Mund gestopft werde, während ein Wächter ihm die Nase zuhalte.