Chefversion der Replikantenhatz

■ Blade Runner in der Schnittfassung des Regisseurs Ridley Scott jetzt im Zeisekino

in der Schnittfassung des Regisseurs Ridley Scott jetzt im Zeisekino

Philip K. Dicks Science Fiction- Novelle Do Androids Dream of Electric Sheeps? ist ein krude Geschichte, deren stärkste Momente im Atmosphärischen liegen. In literarischer Kurzatmigkeit entwirft Dick das bedrohliche Bild von Los Angeles nach einer globalen Katastrophe im Jahre 2019 und flicht eine chandlersche Detektivgeschichte ein, die sich nur selten von Stereotypen löst. Als Alien-Regisseur Ridley Scott sich den Stoff vornahm, blieb außer dem Gerüst und der bizarren Grundstimmung von der Vorlage nur noch wenig übrig. Glücklicherweise, denn mit Blade Runner, der 1982 uraufgeführt wurde, bescherte Scott den Achtzigern ihren vielleicht wichtigsten Kultfilm. Getreu der Quelle wurde auch das Leinwandepos nicht durch erzählerische Finesse sondern durch eine unverwechselbare Bildsprache berühmt. In der ewigen Regennacht einer Megalopolis ist es gerade der sparsame Einsatz typischer Science-Fiction-Effekte, der Harrison Fords Kopfjagd auf sogenannte Replikanten ihren Zauber verleiht. Punks und Hare-Krishna- Züge treffen auf Flugautos und genetisch konstruierte Lebewesen, verfallene Architektur des 20. Jahrhunderts beherbergt Gestalten aus unserer Zeit, die an Aufgaben der Zukunft basteln.

Der von Tempo zum wichtigsten Film der Achtziger Jahre gekührte Streifen kommt jetzt erneut in die Kinos und zwar in der einzigen von Scott autorisierten Fassung. Der Directors Cut, der damals von den Produzenten verworfen wurde, unterscheidet sich vom Orginal durch den Verlust des Walt-Disney-mäßigen Happy Ends, den Wegfall des Erzählers und einer anderen Schnittfolge, die laut Scott, dem Film die Logik gibt, die er in der bisher gezeigten Fassung nie hatte.

Der Bilderrausch, der unzählige spätere Designer, Filmemacher und Comiczeichner beeinflußt hat, bleibt vom neuen Gedankengang allerdings unberührt. Vor dem offiziellen Kinostart kann man das Orginal in den Zeisekinos einige Tage vorab besichtigen. tlb

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