Kein Vertrauen in die Bosse

■ Mitarbeitervertretung der Stiftung Alsterdorf komplett zurückgetreten

komplett zurückgetreten

Die Mitarbeitervertretung (MAV) der Evangelischen Stiftung Alsterdorf ist gestern komplett zurückgetreten. Darauf einigte sich die 17köpfige Vertretung mit einer Gegenstimme. Der Tropfen, der das Faß nach monatelangem Konflikt zum Überlaufen brachte, war die Wahl des neuen Vorstands. Der Stiftungsrat hat Pastor Rolf Baumbach zum Vorstandsvorsitzenden und Dr. Hermann Scheile zum Vorstand für den Behindertenbereich gewählt. Eine „auch nur einigermaßen vertrauensvolle Zusammenarbeit“ mit diesem Vorstand sei nicht möglich, so die MAV in ihrer Rücktrittserklärung. Baumbach zum Beispiel habe im Sommer 1992 Teile der Mitarbeiterschaft als „vordergründige Neider“ disqualifiziert.

Mit der Besetzung des Vorstandes mit internen Bewerbern aus der Stiftung sei die letzte Chance für einen Neubeginn vertan worden, erklärte die zurückgetretene MAV-Vorsitzende Vera Niazi-Shababi. Es hätten externe Bewerbungen berücksichtigt werden müssen, vor allem die von Frauen. „In der Stiftung arbeiten ungefähr 70 Prozent Frauen, repräsentiert wird sie jetzt von vier Männern“.

Die MAV erneuerte den Vorwurf der „Selbstbedienungsmentalität“ und der „Mißwirtschaft“, den sie bereits im Sommer vergangenen Jahres erhoben hatte. „Seit den Ereignissen im August 1992 hat sich an den Lebens- und Arbeitsbedingungen in der Stiftung nichts geändert.“ Daß die Stiftung als „europaweit führend in der Behindertenarbeit“ angesehen werde, könne sich allenfalls auf die Höhe der Vorstandsbezüge beziehen. Die hält die MAV nach wie vor für unver-

1antwortlich in einem sozialen Betrieb, der fast ausschließlich von Steuern und Spenden lebt. Nach der Aufstockung von zwei auf vier Mitglieder kostet der Vorstand nach Schätzungen der MAV 820000 Mark im Jahr.

„Menschlich bedauern“ würde er den Rücktritt der Mitarbeitervertretung erklärte Pastor Baumbach gegenüber der taz. Ebenso bedauerlich sei aber auch die übermäßige „Streitkultur“, die der Konflikt im Spätsommer letzten Jahres gezeigt habe. Es würden jetzt Neuwahlen eingeleitet. VM