piwik no script img

■ StandbildWurst ohne Ende: "Harry & Sunny", ARD, Dienstag, 20.15 Uhr

„Harry & Sunny“, ARD, Dienstag, 20.15 Uhr

Keine Berliner Serie ohne Currywurstbude, keine Hauptstadt- Schmonzette ohne Anita Kupsch. Kaum haben wir die „Drei Damen vom Grill“ verdaut, sind von der „Praxis Bülowbogen“ genesen, da bedenkt uns die ARD schon wieder mit einer „heiteren Serie“ aus Berlin.

Alles beginnt am Dienstag abend um 20.15 Uhr in Kairo. Im jugendlichen Kaki-Dreß rast Harald Juhnke da gerade zum Flughafen, jettet nach Hamburg, jagt dann, mittlerweile im seriösen Zweireiher, nach Berlin und ist schon um 20.24 Uhr wieder in der Alster-Metropole. Harry Waldeck ist nämlich rasender Reporter, aber – schade, schade– er ist es nicht mehr lange. Denn den Job hat ihm unterderhand ein Jüngerer gemopst, und die frustrierte Freundin (Hannelore Elsner) heiratete in Berlin unterdessen einen anderen.

Da kann auch Anita Kupsch als aufreizende Wurst in der Pelle die Stimmung nicht retten. Harald Juhnke, Jahrgang 29 und nach eigenem Bekunden auf der Durchreise zum Charakterdarsteller, hat die Midlife-crisis ereilt. Und als Berliner macht er, was ein Berliner in so einem Moment gemeinhin tut: Er kippt sich an einer Curry-Bude einen hinter die Binde.

Da ist es bereits 20.42 Uhr, und nun endlich passiert, worauf wir alle gewartet haben: Die kesse Göre mit der Schiebermütze klaut dem gewieften Journalisten die Brieftasche. Denn Sunny (Nadja Goldhorn) ist ein einsames Heimkind, clever und smart zwar, aber eben auch arm dran. Wie gut, daß der abgebrühte Harry Waldeck just um 20.49 Uhr sein gutes Herz wiederentdeckt und der Kleinen zufällig wiederbegegnet (im deutschen Unterhaltungsfernsehen trifft man sich eben immer zweimal), so können die beiden dann noch vor Ablauf der ersten Folge dieser dreizehnteiligen Serie gute Freunde werden.

Nun werden sie sich jeden Dienstag wiedertreffen, und wenn Harry dann endlich seine Hannelore (oder doch Anita?) geehelicht hat, wird er die kleine Sunny sicher adoptieren. Fernsehen kann so schön sein. Klaudia Brunst

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen