Sanssouci
: Vorschlag

■ Die holländische Band „Dull Schicksal“ spielt auf: Bar-Jazz im acud und im Tacheles

In der Mitte der Zentrifuge sitzt als ruhender Pol Drummer Bart Vos, sein Schlagzeug schleppt sich wie ein Lastenkamel durch die Songs. Um ihn herum wirbelt der nervöse fünfköpfige Rest der holländischen Band Dull Schicksal. Rhythmusbetonte Bläsersätze steigern sich in ein dynamisches Stakkato hinein, verlieren sich dann in verspielt-balladeskem Rock, in Film-Noir- und Cool-Jazz-Stimmungen, in Musikzitaten verschiedenster Stilepochen. Sänger und Gitarrist Lukas Simonis legt hochfrequentige Stimmbandschleifen über die davongaloppierenden Arrangements, bevor sich endgültig verrauchte Bar-Atmosphäre breitmacht.

Die seit 1984 existierenden Dull Schicksal haben sich von einer charmant-witzigen New-Wave-Kinderband stetig weiterentwickelt – zu einer Formation mit äußerst komplexen musikalischen Inhalten. Geblieben ist eine gewisse Wildheit, Spiellust und Rauhbeinigkeit – die aber paart sich inzwischen mit dem virtuosen Spiel der Musiker, mit spannenden, kontrastreichen Kompositionen, die so im Rock eher selten sind.

„Unsere Sprache ist noch immer die Rockmusik. Alle unsere Ideen haben wir entwickelt, um in einer akzeptablen Art und Weise mit den bestehenden Rock-Klischees fertigzuwerden und um innerhalb der unerträglichen Leichtigkeit, ein Rockmusiker zu sein, einen tieferen Sinn zu bewahren“, sagt die Band voller Überzeugung und bestätigt damit, daß viel Konzeption und wenig Zufall im Spiel ist.

Die aktuelle Besetzung – Victor Snijtsheuvel: g, voc; Frans Friederich: tr, voc; Colin McClure: b; Gerard van Dongen: keyb, Baritonsax, sampl; Lukas Simonis: g, voc; Bart Vos: dr, perc – ermöglicht ein spartenreiches und großes klangliches Spektrum; die interaktive musikalische Kommunikation findet ihren stimmungsvollen Höhepunkt zwischen Friederichs Trompete und der melodiös-verführerischen Stimme von Simonis.

Die meist englischen Texte von Dull Schicksal, die sich zwischen Alltagsphilosophie, Zeitkritik, Blödsinn pur und Liebesschmachten bewegen, sind im übrigen ebenso mit einer Überdosis Humor versehen, wie die aus anderen Stilgenres erbeuteten musikalischen Zitate. Zirkuskapellensound und wehmütige Chansonattitüden, Weill-Eisler-Erinnerungen und Garage- Band-Attacken, Kriminaltangos und Varietéluft, verrückt verjazzt, verdreht verrockt – alles Schwindel, beinahe alles. Anna-Bianca Krause

Heute abend um 22 Uhr im acud, Veteranenstraße 21, und morgen, am 7.3. um 22 Uhr im Tacheles, Café Zappata, Oranienburger Straße 53-56