Reizende Luxusträume im Fettnapf

■ Hochpreisige Luxus-Cremes der bekannten Hersteller sind meist ihr Geld nicht wert/ Sie enthalten häufig schädliche Konservierungsstoffe und Emulgatoren

Die Werbesprüche sind alles andere als bescheiden: Eine „totale Bekämpfung der Alterserscheinungen“ und das „unmittelbare Erlebnis von Jugendlichkeit“ sollen bei der Anwendung von hochpreisigen Tages- und Feuchtigkeitscremes eintreten. Doch die Luxus-Hautcremes sind nicht besser als die Produkte preiswerter Kategorien. Dies ist das Ergebnis einer Untersuchung des Öko-Test- Magazins.

In den teuren Tiegeln stecken größtenteils wenig wertvolle Inhaltsstoffe. Wunderzutaten, die angeblich ein jugendliches Aussehen verschaffen, können nach Ansicht von Dermatologen gar nicht wirken. Dafür enthalten die aufwendig verpackten Cremes sehr viel öfter als Billigprodukte schädliche Inhaltsstoffe. So fand Öko- Test Formaldehyd und andere hautreizende Ingredienzen in den meisten Cremetöpfchen.

Den Traum von der ewigen Jugend lassen sich die zumeist ausländischen Hersteller von Tages- und Feuchtigkeitscremes teuer bezahlen. Die winzigen Fettnäpfchen kosten zwischen 50 und 100 Mark. Umgerechnet sind das Kilopreise von bis zu 3.000 Mark. Doch die angeblichen Wundersubstanzen, die Fältchen zum Verschwinden bringen und Hautalterung aufhalten sollen, können zumeist gar nicht in die tieferen Hautschichten vordringen, in denen sie theoretisch wirken sollen.

Dies gilt vor allem für Kollagen, eine Substanz, die das Bindegewebe strafft. Es wirkt zwar, wenn man es unter die Haut spritzt, nicht aber durch eine Creme, die auf die Oberfläche der Haut geschmiert wird. Auch Lipide, die Feuchtigkeit speichern, werden nach Ansicht des Landauer Dermatologen und Allergologen Dr. Klaus Fritz nicht dort eingesetzt, wo die Haut sie braucht. Antioxidantien, die angeblich die Haut vor aggressiven Produkten schützen, dienen in Wahrheit der Konservierung der Cremes selbst. Und Vitamine sind zumeist unwirksam, zum Teil sogar schädlich.

Auch Luxuscremes für die normale Hautpflege sind keineswegs besser geeignet. Denn die Töpfchen und Tübchen mit den bekannten großen französischen Namen enthalten größtenteils Wasser und aus Erdöl gewonnene Wachse und Öle. Lotionen, die deutlich über 70 Prozent Wasser enthalten, können die Hautaustrocknung sogar beschleunigen. Zudem fand das Öko-Test-Labor in einem Drittel der Produkte allergisierendes und krebsverdächtiges Formaldehyd beziehungsweise Formaldehydabspalter. In einigen Produkten war ein hautreizender Konservierungsstoff enthalten. Ein hautschädlicher Emulgator fand sich sogar in vier von fünf Produkten. Auch ein hautreizendes Antioxidationsmittel wurde in einigen Cremes verwendet.

Vitamin E, Harnstoff oder Nachtkerzenöl sind die positiven Substanzen in den Cremes. Doch die stecken auch in guten normalen Hautcremes, zum Beispiel Produkte aus dem Bioladen. Sie kosten weniger als ein Zehntel und sind hochwertiger, weil sie einen größeren Anteil an natürlichen Ölen, Fetten und Wachsen enthalten. Zudem sind sie meist nicht so aufwendig verpackt.

Wenn Sie Probleme mit trockener Haut haben, sollten Sie sich zunächst Gedanken über die Ursachen machen. So ist daran oft übertriebene Hygiene mit zu aggressiven Waschsubstanzen schuld. Oder Lotionen, die oft noch mehr Wasser enthalten als Cremes, sorgen für zusätzliches Austrocknen. Thomas Schmitz-Günther