Segeltörn statt Klöckner

■ Abfindungen statt Arbeitsplätze

Segeltörn statt Klöckner

Abfindungen statt Arbeitsplätze

„Vom Hof tragen wollen wir keinen“, sagt Klöckner-Betriebsrat Eike Hemmer. Aber das scheint auch nicht nötig zu werden: Auf den Sozialplan 1 gibt es unter den Älteren (über 55) geradezu einen Run. Viele freuen sich über ein paar geschenkte Jahre, die deutschen Arbeiter planen Segeltörns oder wollen den Garten in Ordnung bringen, viele der türkischen Arbeiter bereiten ihre Rückkehr vor, wollen kleine Läden aufmachen.

Eigentlich stehen gerade die unter besonderem Arbeitsschutz, der Betrieb müßte bei Arbeitsmangel den Jüngeren kündigen. Doch die Stahlbetriebsräte haben sich geeinigt: Es sei das kleinere Übel, die Älteren abgefedert gehen zu lassen, als daß die „mittelalterlichen“ Kollegen in die Dauerarbeitslosigkeit entlassen würden, so Eike Hemmer. Mit der Vereinbarung eines Sozialplanes wird der Kündigungsschutz für Altere aufgehoben. Sie bekommen allerdings Ausgleichszahlungen für die entgangene Rente und eine Pauschale zur Aufstockung des Arbeitslosengeldes.

Rund 1200 Arbeitsplätze müssen bis Anfang 94 abgebaut werden. Doch nur 850 Arbeiter sind älter als 55 Jahre. Aber auch Personaldirektor Eberhard Fritsche ist überzeugt, daß der Abbau auf „friedlichem Weg“ zu schaffen sei. Es fehlten nur noch 600 zur Erfüllung der Abbauquote, allein 200 gingen über die übliche Fluktuation. Dazu die freiwilligen Jüngeren ...

Wer von den Jüngeren geht, bekommt nur eine Pauschale. Die türkischen Klöckneraner können sich, wenn sie in die Türkei gehen, den Arbeitnehmeranteil ihrer Rente auszahlen lassen, der Arbeitgeberanteil ist verloren. Mancher will einen Teil der Abfindung in die türkische Rentenkasse einzahlen. Denn in der Türkei kann man schon mit 45 in Rente gehen. Am Hochofen 3, der morgen heruntergefahren wird, sind besonders viele Türken beschäftigt. „Eine ungeliebte Tätigkeit, weil man dort im Zug steht“, sagt der Personaldirektor. Es gab dort aber hohe Schichtzuschläge. cis