Scherf kommt — bitte ohne Öffentlichkeit

Keine Woche vergeht, in der Bildungssenator Henning Scherf nicht eine Schul-Protestaktion ins Haus stünde. Von den vielen Unterschriftslisten gegen weniger Stellen, weniger Geld und für mehr Platz könnte Scherf mittlerweile ganze Appartements tapezieren. Doch vorbei sind die Zeiten, wo er gelassen eins ums andere Mal durch wütende Elternmengen stakste und jedes Argument zu Tode umarmte. Offensichtlich ist er dünnhäutiger geworden mit den Jahren.

Inzwischen würde er sich gern im trauten Kreise die Zustände an der Grundschule Karl-Lerbs-Straße vorführen lassen, wo Unterricht teilweise auf dem Flur stattfinden muß; sein Sprecher weist empört darauf hin, Öffentlichkeit bei der senatorischen Begehung sei nie verabredet gewesen.

Aber wie sollen denn die sprachlosen Eltern und Schul-VertreterInnen Druck machen, daß endlich etwas passiert an ihrer Schule? Hat nicht der Bildungssenator im Frühjahr 1992 im Vorab-Haushalt einige Millionen für „dringende Sanierungen an Schulen“ durchgesetzt — die dann nicht ausgegeben wurden, weil es schon an Planungen der Behörde mangelte? Dürfen wir uns auch daran nicht erinnern? Susanne Kaiser