Rexrodt verteidigt die Chemieindustrie

■ Industrie muß für Sicherheit sorgen

Berlin (taz) – Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) hat sich gestern schützend vor die Chemieindustrie gestellt. Die Chemieindustrie müsse „ein Höchstmaß an Sicherheit“ gewährleisten. Das könne sie aber auch, meinte der Minister. Jedenfalls dürfe der gute Ruf Deutschlands als Chemiestandort nicht durch ein Aufbauschen der Vorfälle bei Hoechst beschädigt werden. Auch am Dienstagabend hatte es in einer Chemiefabrik gebrannt. Bei dem Feuer in Mannheim gab es nach Polizeiangaben keine Verletzten, der Sachschaden soll 400.000 Mark betragen.

Rexrodt meinte in Bonn, man könne auf die 650.000 Arbeitsplätze der deutschen Chemieindustrie und ihren Anteil am deutschen Export und Wohlstand nicht einfach verzichten. Der Vorsitzende der Umweltministerkonferenz und saarländische Umweltminister Jo Leinen (SPD) sprach sich dagegen wie zuvor schon Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) und Hessens Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) für unangemeldete und unabhängige Kontrollen in deutschen Chemiebetrieben aus. Es gebe ganz offensichtlich „ein Defizit an Sicherheitsüberprüfungen“. NRWs Umweltminister Klaus Matthiesen (SPD) kündigte für sein Bundesland zusätzliche Kontrollen durch die Gewerbeaufsichtsämter an.

In Wiesbaden beauftragte Minister Fischer das Forschungsinstitut Fresenius mit Dioxinmessungen an der abgebrannten Chemieanlage der Hoechst AG. Die Ergebnisse der Messung werden auch Greenpeace zur Verfügung gestellt, so das Ministerium. Die Umweltorganisation hatte am Dienstag die Haupteinfahrt von Hoechst blockiert und unabhängige Messungen zur Dioxingefahr nach dem Brand bei Hoechst durchführen wollen. Zeitweise waren rund 50 GreenpeacelerInnen auf das Hoechst-Gelände vorgedrungen. Leitende Angestellte des Konzerns hatten die Messungen aber nicht zulassen wollen und die Polizei geholt. ten