Boomerang Spekulation

KOMMENTAR

Boomerang Spekulation

Wirtschaftsprofessoren, Teppichhändler, Teeauktionäre und die taz hatten Voscherau gewarnt: Spiel nicht mit den Spekulanten! Er hat nicht auf uns gehört. Jetzt sind die windigen Kartenhäuser, auf die er die Zukunft der Boomtown Hamburg bauen wollte, geräuschlos in sich zusammengebrochen. Die Spekulanten lassen den Wirtschaftswunderbürgermeister im Stich.

Städtische Grundstücke zu verscherbeln, um Bodenspekulanten freie Bahn zu verschaffen — dies erweist sich jetzt als gefährlicher wirtschaftspolitischer Boomerang. Nicht Bodenspekulation, sondern kluge Stadtentwicklung wäre gefragt. Wohnen und Arbeiten am Wasser sowie eine gezielte Ansiedlungspolitik, die kleine und zukunftsorientierte Unternehmen nach Hamburg holt. Dazu die Entwicklung der „endogenen Potentiale“, wie es auf Neudeutsch heißt, also der mehr oder weniger versteckten eigenen Stärken der Stadt.

Widerlicher Filz und die absurde Besoffenheit angesichts des ganz dicken Geldes von jenseits des Teichs haben die Gehirne des Senats vernebelt. Die Unfähigkeit, den Boom zu gestalten, haben Voscherau und Co längst bewiesen. Jetzt, angesichts der aufziehenden Krise, sollten sie Mut zur Umkehr und wirtschaftspolitische Vernunft beweisen. Kleinteilige und koordinierte Projekte, mehr Kopfarbeit und weniger Prestigepolitik wären angesagt.

Die Stadt mit ihrem Möchtegern-Unternehmer Voscherau, der sich so gern als Vorsitzender eines Großunternehmens mit 17 Milliarden Mark Jahresumsatz beschreibt, will aber keine Lehren aus dem Reinfall ziehen: Sie wartet geduldig auf den nächsten Spekulanten. Durchaus möglich, daß die Anteilseigner des Unternehmens Hamburg im Wahljahr 1995 die Wartezeit einseitig verkürzen. Florian Marten