„Wir wollen nicht Berlins Müllkippe werden“

■ Bürgerinitiative in Buch wehrt sich gegen Pläne für riesigen Recyclinghof und Müllverbrennungsanlage/ Amerikanische Firma will „neue Kleinstadt“ bauen

Pankow. Wird Pankow bald unter einem Berg von Müll begraben? Buch, ein Stadtteil von Pankow, ist seit Ende letzten Jahres als Standort für einen riesigen Recyclinghof und eine Müllverbrennungsanlage im Gespräch. 100.000 Tonnen Müll sollen hier jährlich recycelt, 600.000 Tonnen verbrannt werden. Kein Wunder, daß die BürgerInnen von Buch nicht begeistert sind. Sie wollen sich wehren: Am 22. Februar gründeten sie die Bürgerinitiative „Nord- Ost Raum“. „Wir sind nicht Grundsätzlich gegen eine solche Anlage“, erklärt Wolfgang Wustlich, AL-Abgeordneter und Mitglied der Initiative, irgendwo müsse der Müll schließlich bleiben. Problematisch sei die Größe der Anlage. „Täglich würden dann 2.200 Müllaster durch Buch rollen. Außerdem würden die Abgase der Verbrennungsanlage zur Kinderklinik Buch rüberziehen“, fürchtet er. Nach Aussagen des Pankower Stadtrats für Gesundheit und Umweltschutz, Dietrich Hölzer (Bündnis 90), ist die Planung noch nicht abgeschlossen. Zur Zeit erstelle man Gutachten. Der Pankower Umweltausschuß hat sich gegen das Vorhaben in dieser Größe ausgesprochen. Statt immer größere Müllverwertungsanlagen zu bauen, solle man lieber auf Müllvermeidung setzen. Außerdem habe Buch keine Lust, die Müllkippe für ganz Berlin zu werden.

Kurz nachdem sich die Bürgerinitiative gegründet hatte, meldete sich Mr. Nixon Davis, Präsident der amerikanischen Planungsfirma Staint Louis Design Group, bei Thomas Kreutzer, einem Mitglied der Initiative. „Wir besuchten Mr. Davis, und der packte dann ganz andere Pläne aus“, erzählt der. Die Firma plane neben der Müllverbrennungsanlage und dem Recyclingpark noch ein Wohngebiet und einen Gewerbepark in Buch. „Wir wollen da eine neue Kleinstadt errichten“, bestätigte Nixon Davis gegenüber der taz. „Rund 200.000 Menschen sollen dort dann leben und arbeiten.“ Hinter der Design Group stehen nach Aussagen von Nixon Davis Geldgeber aus den USA und Saudi-Arabien. Die Finanzierung sei also gesichert.

„Wenn wir die Genehmigung bekommen, können wir am 1. Juli mit dem Bau beginnen, und in 18 Monaten wäre der ganze Komplex fertig“, ergänzt er. Seine Firma stehe bereits in Verhandlungen mit den zuständigen Senatsverwaltungen. „Es gibt zwar noch keine Entscheidung, aber der Senator Hassemer schien nicht ganz abgeneigt“, meint Nixon Davis.

Und was sagt die Bürgerinitiative dazu? „Die Amis haben wahrscheinlich Angst vor einem zweiten Wackersdorf und versuchen uns von Anfang an auf ihre Seite zu ziehen“, meint Wolfgang Wustlich. „Vielleicht denken die, daß sie leichter an eine Baugenehmigung kommen, wenn sie die Bürger für sich gewinnen.“ Die Firma habe sich sehr kooperativ gezeigt und alles getan, um die Initiative milde zu stimmen. Sie hätte den Mitarbeitern der Initiative Besichtigungsreisen nach Dänemark und Florida angeboten. Auch seien sie spontan bereit gewesen ihre Planung zu verkleinern. Die Bürgerinitiative sei jedoch nicht bestechlich, sagt Wolfgang Wustlich: „Wir bleiben skeptisch!“ Julia Gerlach