Gefahr durch Munition

■ Im brandenburgischen Boden liegen noch Tonnen von Munition, Granaten und Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg

Potsdam. Fast 48 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges lagern noch immer erhebliche Mengen gefährlicher Bomben und Granaten in Brandenburgs Erde. 1992 wurden bei Munitionsfunden drei Menschen verletzt, eine Person kam ums Leben. Eine rückläufige Tendenz der Munitionsfunde sei nicht in Sicht, sagte die Sprecherin des brandenburgischen Innenministeriums, Helga Wanke, auf Anfrage. Der Staatliche Munitionsbergungsdienst sei derzeit nicht in der Lage, den Forderungen der Wirtschaft nach beräumten Flächen für künftige Investitionen nachzukommen.

Eine planmäßige, systematische Räumung von Kampfmitteln sei mit der jetzigen Personalstärke nicht möglich. Für dieses Jahr liegen bereits Anträge von Firmen zur Überprüfung von 3.000 bis 4.000 Hektar Fläche vor. Die Zahl der Anträge sei im Vorjahr gegenüber 1991 um das Zehnfache gestiegen. Die Jahresleistung des Bergungsdienstes liege jedoch nur bei 200 bis 300 Hektar. Daneben müßten ehemalige Liegenschaften der DDR-Armee und der Westgruppe der russischen Streitkräfte überprüft werden. Der Staatliche Bergungsdienst wird von fünf privaten Räumfirmen unterstützt.

Nach dem Jahresbericht des Munitionsbergungsdienstes für 1992 haben die 65 Mitarbeiter – darunter vier Luftbildauswerter – 1.837 Munitionsfunde in Brandenburg unschädlich gemacht. 41.389 Granaten, über 3.200 Handgranaten und Panzerfäuste, 2.203 Brandbomben und 478.137 Schuß Handwaffenmunition wurden geborgen. Insgesamt wurden über 108 Tonnen Munition, mehr als 43 Tonnen Munitionsschrott sowie reichlich zwölf Tonnen Sprengmittel vernichtet.

Ein Großteil der Arbeiten konzentrierte sich auf die Region Oranienburg. Dort sollen noch 20 Prozent der gegen Kriegsende auf die Kleinstadt niedergegangenen Bomben als Blindgänger im Boden lagern. Nach Worten eines Polizeisprechers gehört der nördlich von Berlin gelegene Ort zu den zehn im Weltkrieg am stärksten bombardierten deutschen Städten. Im Vorjahr wurden in Oranienburg fünf amerikanische Langzeitzünderbomben sowie zwei Bombenhälften entschärft. Eine 500-Kilo- Bombe mußte wegen lebensbedrohlicher Situation vor Ort gesprengt werden, wobei erheblicher Sachschaden entstand.

Für die Beseitigung der gefährlichen Materialien kamen über 15 Millionen Mark aus der Landeskasse; fast ebensoviel stellte der Bund zur Verfügung. Die Mittel müßten erhöht werden, hieß es. Zudem seien Investitionen im Munitionszerlegebetrieb Kummersdorf/Gut erforderlich, um die Kapazität der Anlage zu erhöhen. dpa