Mehr unverdächtige Kohle

■ Indonesische Kohle drängt auf den Weltmarkt und nach Bremen

Bernd Gabriel, Leiter der Materialwirtschaft bei der Stadtwerke Bremen AG und „Chef-Einkäufer“ für Kohle, schmunzelt, wenn er auf Indonesien zu sprechen kommt. Demnächst werden Experten des Energie-Unternehmens dorthin fliegen, um feste Verträge über die jährliche Lieferung von rund 150.000 Tonnen kostengünstiger Steinkohle abzuschließen. Indonesien drängt vehement auf den Kohleweltmarkt und wird nach Gabriels Einschätzung in drei bis vier Jahren Südafrika als zweitgrößten Kohleproduzenten ablösen.

Das Besondere an dieser Kohle ist ihre Umweltfreundlichkeit. Der Anteil an umweltschädlicher Flugasche liegt bei nur drei Prozent. Zum Vergleich: Der Anteil bei deutscher Kohle beträgt elf bis zwölf, bei amerikanischer und russischer sogar bis zu 15 Prozent. Flugasche ist an sich eine gute Substanz für Baumaterial und wird deshalb in der Bau-Saison an die Zementindustrie verkauft.

Nur, im Winter wird nicht gebaut. Die Asche ist nicht zu verwenden und schwer zuentsorgen. Die kalte Jahreszeit ist also gut zur Verfeuerung indonesischer Steinkohle geeignet. Ihr geringer Anteil an Flugasche ist auf die geologische Struktur der Abbaugebiete zurückzuführen, weiß Gabriel. Abgebaut wird in riesigen Sumpfgebieten, in denen die zu Kohle gewordenen Bäume während des Wandlungsprozesses sehr viel organische Stoffe und nur wenige der für Flugasche typischen Steine aufgenommen haben.

Ein „positives Verhältnis“ hat der Bremer Experte aber auch wieder zur russischen Kohle. 60.000 Tonnen kaufen die Stadtwerke in diesem Jahr von der Kohlezeche in Kemerovo nahe der sibirischen Stadt Novosibirsk. Die Kontakte dorthin haben Mitarbeiter des ehemaligen DDR-Außenhandelsbüros für Kohle und Energie hergestellt. Seitdem laufen die Geschäfte reibungslos. Das war nicht immer so. Als die Sowjetunion noch existierte, geschah es nach Gabriels Schilderung öfter, daß die Sowjets hochverschmutzte, unbrauchbare Kohle lieferten. Die bezahlte Qualitätsware war auf dunklen Wegen verschwunden. Die Stadtwerke brachen die Zusammenarbeit daraufhin ab und nahmen sie erst nach dem Zerfall der UdSSR wieder auf.

„Verantwortlich für den Kohlenklau war die sowjetische Mafia in Leningrad, wo das Zeug verschifft wurde“, spricht Bernd Gabriel eine klare Sprache. Gert Simberger / dpa