Post für den Tiger!

■ „Post für den Tiger“ von Janosch / Kindertheater über eine Freundschaft im MoKi

„Ich bin der Tiger!“ — das ruft ein winzigkleiner Kindergartenjunge, ungeduldig, als wollte er dem Theater Konkurrenz machen. Endlich, endlich, beginnt eine lustig-eingängige Musik im „Großen Saal“ des Ernst-Waldau- Theaters, die wuseligen Kleinen werden ganz ruhig und der Vorhang lüftet sich zu „Post für den Tiger“, ein Stück nach dem Bilder- Buch von Janosch, für Kinder ab 4 Jahren.

Es ist ein Stück über die Freundschaft. Ganz einfach. Sehr schön. Das gelungene Erstlingswerk des Regisseurs Horst Arenthold, mit einem gemalten Bühnenbild von Gisela Brünker, das (nicht nur den Kleinen) die Illusion erlaubt: wir könnten wirklich in unseren Büchern leben: sogar die kleine gestreifte Spielzeugente des Tigers ist dabei.

Der kleine, zappelige, liebeshungrige Tiger (Heidi Jürgens) und der Bär, ruhig, brüderlich, vertrauenswürdig, (Uwe Pekau) leben in einem Häuschen am Waldesrand. Bär fängt die Fische am idyllischen Waldteich, Tiger soll aufräumen und Kartoffeln kochen in der Zwischenzeit, aber das geht nicht: der kleine Tiger fühlt sich zur Arbeit zu einsam. — Da liegt er nun in seinem viel zu weiten Tigerfell, hat den Kopf unter die Tischdecke gesteckt, und greint wartend nach dem Bär.

So beginnt eine Geschichte, in der die Tiere des Waldes die Post erfinden und die Einsamkeit vertreiben. Bär schreibt vom Fischteich aus einen Brief und — bringt ihn mit nach Haus. Das ist noch nicht das Wahre, aber beim nächsten Mal läuft schon der Hase mit den schnellen Schuhen (und dem plattdeutschen Slang: Ingrid Frana) für ihn. Die würdige Gans (immer Siegerin, wenn es gilt, den unverschämten Fuchs (Wiegand Haar) von einem Gänsebraten abzuhalten: Christine Renken) und der Waldelephant wollen auch Briefe schreiben, und so werden Briefkästen aufgehängt und neue Hasen eingestellt und schließlich der ganze Wald per Gartenschlauch verkabelt.

Die Truppe vom „MoKi“ (Mobiles Kindertheater) kennt sich mit ihrer Kinderklientel aus: wie beim Kasperletheater dürfen die Kleinen Ratschläge rufen und Warnungen und oft genug würde ohne ihre Beteiligung (“Da muß noch eine Briefmarke drauf, Briefmarke!“ - „Du hast keinen Köder an die Angel gemacht!“) das Stück nicht weitergehen. Die SchauspielerInnen lassen sich frei und routiniert zugleich auf ihre Rollen ein — ihr Spiel hat nichts gewollt „Pädagogisches“ oder diesen „speziell für Kinder“-Ton.

Zum Schluß verabschiedet sich Tiger verabschiedet sich, indem er durch die Reihen geht und Kindern und Erwachsenen die Hand gibt. Das ist das Selbstverständlichste der Welt. Wir könnten ihm schreiben, denn es ist bewiesen: wir könnten in den Büchern leben. CoK

Nächste Vorstellung fallen wegen Urlaub des Hasen bis Mitte April aus. Vereinbarungen über Termine mit dem, wie gesagt, MOBILEN Kindertheater, sind jederzeit möglich — T: 38 30 31